3. Mittelalterliche Söldner. 111
gegen die Westfriesen rüstete, um seinen Sohn, den in Franeker eingeschlossenen
Herzog Heinrich, zu befreien. Der blutige Kampf bei dem Entsatz dieser
Stadt ist die letzte Waffenthat, bei der die Garde erscheint. Aber schon
in diesem Kriege bildete sie keine besondere Heeresabteilung mehr, ihre Über¬
bleibsel waren in die anderen Soldatenhaufen eingereiht. Seitdem erscheint
sie nirgends wieder; mit ihrem Untergange räumte die mittelalterliche Kriegs¬
verfassung der neueren völlig und für immer das Feld. Die letztere verdankt
ihren Ursprung zu einem sehr wesentlichen Teile den Hussitenkriegen. An die
Stelle der physischen Kraft, welche bisher den Sieg entschieden hatte, trat
mehr oder weniger das Übergewicht der geistigen; seitdem Mechanik und
Genie sich anschickten, die Gewalt des Kriegsarmes ins Unermeffene zu steigern,
wurde das Kriegführen eine Kunst, die neue Werkzeuge und vielfältige Übung
verlangte. Es siegte fortan nicht derjenige, der eine größere Zahl, selbst der
tapfersten Krieger hatte, sondern der von den Kriegsmaschinen einen wirksameren
Gebrauch zu machen und seine Kraft den Feinden gegenüber besser zu bemessen,
seine Streitmassen nach Bedürfnis des Ortes und Augenblickes hier zu häufen,
dort auseinander zu breiten wußte.
Besondere Wichtigkeit haben unter den mittelalterlichen Söldnerscharen
noch erlangt die aus Deutschen bestehenden schwarzen Banden der Franzosen,
auch „schwarze Hausen, schwarze Fähnlein oder schwarze Deutsche" genannt.
Ihre Entstehung fällt etwa in das Jahr 1495; größere Wichtigkeit erlangten
sie feit dem Bruche König Ludwigs XII. mit den Schweizern, die bis dahin
den Franzosen den Mangel guter National-Jusanterie hatten ersetzen müssen.
Das Corps bestand aus 6000 deutschen Landsknechten, sämtlich im Kriegs¬
handwerk ergrauten Männern. Sie führten ihren Namen von der schwarzen
Farbe ihrer Fahnen und bildeten in den Kriegen der Franzosen während
des ersten Viertels des 16. Jahrhunderts den Kern des Fußvolks derselben.
In der Schlacht von Marignano stellte sich König Franz I. persönlich an
ihrer Spitze (1515), und sie trugen nicht wenig zur Niederlage der bis dahin
für unüberwindlich gehaltenen Schweizer bei.
Ihren Untergang fanden die schwarzen Banden, damals schon bedeutend
zusammengeschmolzen, in der Schlacht bei Pavia, wo sie den deutschen Lands¬
knechten unter Georg von Frundsberg und Marx Sittich von Ems gegenüber¬
standen, welche jene mit Abscheu ansahen, da sie, obwohl Deutsche, in den
Reihen des Feindes standen und deshalb mit der Reichsacht belegt waren.
Adam Reißner, der Biograph Frundsbergs, erzählt: „Als die Franzosen bei
Pavia lagen, hat Georg von Frundsberg mit den deutschen Landsknechten die
schwarzen Fähnlein der Deutschen bei den Franzosen mit geschwinden Hand¬
schützen überrumpelt, viel beschädigt und viel umgebracht und aus ihrem
Lager dem König vor die Augen getrieben."
Am Schlachttage selbst gelang es den schwarzen Haufen zuerst die
kaiserliche Reiterei in die Flucht zu schlagen; als sie aber auf die deutschen
Landsknechte gerieten, fanden sie ihre Meister. „Die deutsche Landsknecht
auf des Franzosen Seiten, der schwarze Haufen genannt," erzählt Reißner,
»haben sich herzugethan und mit großem Neid den kaiserlichen Fußknechten
zugesetzt. Sie wollten Ehr einlegen und ihrem Könige, der ihnen viel
Jahre viel Kronen zur Besoldung gegeben, redlich beistehen. Dagegen waren