19. Albrecht Dürer. 205
Frankfurt a. M. und Mainz sind ihm Denkmäler errichtet worden, und un¬
bestritten ist sein Ruhm, der Menschheit die Pforte zur Erkenntnis recht weit
geöffnet zu haben.
Bei der entsetzlichen Verwüstung des ,goldenen1 Mainz war nicht bloß
die Fust-Schöffersche Druckerei zerstört worden, dies Unglück hatte auch den
armen Gutenberg getroffen. Die Gehilfen, die in beiden Werkstätten eidlich
versprochen hatten, keinem Fremden eine Mitteilung über die neue Erfindung
zu machen, hielten sich nach dem großen Brande von 1462 nicht mehr an
ihren Eid gebunden; sie zerstreuten sich und gründeten in andern Städten
neue Druckereien. Genannt werden Günther Zainer als erster Buchdrucker
in Augsburg, Joh. Mentel und Heinrich Eggestein in Straßburg,
Ulrich Zell in Köln, Konrad Sweynheym und Arnold Pannartz in Subiaco,
Ulrich Han in Rom, Johann v. Speyer in Venedig, Sixtus Riessinger
in Neapel. Auch die drei Deutschen, welche 1470 durch die Sorbonne
(theologische Gelehrten-Znnft in Paris) nach Frankreichs Hauptstadt berufen
wurden, um dort die erste Druckerei anzulegen, sind Zöglinge von Fust und
Schösser gewesen. Die Verbreitung der Kunst machte in allen Ländern so
gewaltige Fortschritte, daß nach kaum fünfzig Jahren, also am Schlüsse des
fünfzehnten Jahrhunderts, bereits 1000 Druckereien in mehr als 200 Orten
thätig waren.
19. Albrecht Aürer.
H. Knackfuß. Deutsche Kunstgeschichte. 1. Band. Bielefeld und Leipzig 1888.
Aus der schönen Knospe, die im 15. Jahrhundert heranwuchs, ent¬
faltete sich jene prächtige Blüte, welche der deutschen Kunst des 16. Jahr¬
hunderts einen der ehrenvollsten Plätze in der
gesamten Kunstgeschichte sichert. Auch jetzt ging
die Malerei den übrigen Künsten voran. In
den Malerwerkstätten Nürnbergs und Augs¬
burgs erhielten die beiden großen deutschen
Meister ihre erste Ausbildung, die zu den aller¬
größten Künstlern der Welt gehören: Albrecht
Dürer und Hans Holbein der jüngere. Albrecht
Dürer ward zu Nürnberg am 21. Mai 1471
geboren. Sein Vater war ein aus Ungarn
eingewanderter Goldschmied; derselbe war in
seiner Jugend lange in den Niederlanden „bei
den großen Künstlern" gewesen, war dann im
Jahre 1455 nach Nürnberg gekommen und hatte ^IU1CU)1
in der Werkstatt des Goldschmieds Hieronymus Nach dem Selbst-Bildnis in
Holper Stellung gefunden; 1467 hatte er dessen München,
erst fünfzehnjährige Tochter Barbara geheiratet und war im folgenden Jahre
Meister und Bürger von Nürnberg geworden. Der junge Albrecht, bei
dessen Taufe der berühmte Drucker und Buchhändler Anton Kobnrger Ge¬
vatter stand, wurde für das väterliche Gewerbe bestimmt. Nachdem er die
Schule besucht hatte, erlernte er beim Vater das Goldschmiedehandwerk.