Full text: Deutsche Fürsten- und Ländergeschichte, deutsche Reformationsgeschichte (Band 2)

17. Die Reformation in der deutschen Schweiz. 373 
Überspanntheit seiner eignen Genossen zu bestehen hatte, so auch Zwingli. 
Fast gewaltsam mußten im Jahre 1525 Zürich, Bern, Basel, St. Gallen 
und Schaffhausen die Anhänger Münzers, der sich selbst vorübergehend in 
Basel aufgehalten hatte, unterdrücken. Aber schon regten sich kräftiger außer¬ 
halb Zürichs die Altgläubigen nebst der patrizischen Partei. 
In Zürich hatte Zwingli durchgesetzt, daß die Söldnerei aufhörte, dem¬ 
nach der Vertrag mit Frankreich gekündigt wurde. Dagegen aber erhob sich 
in den vier Waldstätten die heftigste Opposition. Denn so unwürdig jener 
alte Mißbrauch war, so einträglich war er doch für die herrschenden Ge¬ 
schlechter. Dazu hatte in diesen abgeschlossenen Bergkantonen die alte Kirche 
ihren festesten Halt. Auf sie gestützt, versuchte Johann Faber einen Gegen¬ 
schlag; er veranlaßte den alten Gegner Luthers von Leipzig her, Johann 
Eck, zu einer Disputation mit den Neugläubigen zu Baden im Mai 1526, 
die, da Zwinglis Erscheinen vom Züricher Rate verboten wurde, mit dem 
Siege der Altgläubigen endete. Infolgedessen untersagten neun Kantone jede 
Neuerung. Statt daß dies nun die Bewegung zum Stillstände gebracht 
hätte, siegte bei den Ratswahlen im mächtigen Bern die evangelische Partei 
und führte darauf seit Februar 1528, als Zwingli seine Sache auch dort 
persönlich in einem Religionsgespräche vertreten hatte, im ganzen Gebiete 
die Reformation durch. Ein Jahr danach erfolgte unter stürmischer Auf¬ 
regung dasselbe zu Basel, wo Ökolampadius seit Jahren für Zwingli arbeitete. 
Mißvergnügt verließen damals viele, auch Erasmus, der unbehaglich die ganze 
Bewegung seit langem betrachtete und zu egoistisch war, um sich irgend einer 
Unbequemlichkeit auszusetzen, die erregte Stadt. Diese aber trat mit Bern 
und Zürich zu Anfang des Jahres 1529 in ein „christliches Bündnis", 
dem sich das elsässische Mülhausen, nur ein Schutzort der Eidgenossen¬ 
schaft, anschloß. Desgleichen siegten die Neuerer in Schaffhausen und 
St. Gallen, wo die Gemeinde an die Säkularisation des uralten Benediktiner¬ 
stiftes ging, sowie in Graubünden, das nur im lockeren Bundesverhältnis 
zu den Eidgenossen stand; ja die Bündner befreiten die Evangelischen im 
nahen Chur von der Gefahr der Unterdrückung durch Österreich. Dagegen be¬ 
haupteten sich in Solothurn die Altgläubigen. Anderseits griff die Zwinglische 
Reformation auch nach Oberdeutschland, nach Konstanz, Lindau, Mem¬ 
mingen, Straßburg, Ulm und Augsburg hinüber, wo sogar der Gedanke auf¬ 
tauchte, sich auch politisch der Eidgenossenschaft ganz anzuschließen. 
Doch die Verfassung der Schweiz war so verwickelt, daß der kirchliche 
Gegensatz sie auseinander zu sprengen drohte. Wie sollte es denn in den 
„gemeinen Vogteien" gehalten werden, wenn sich die hier regierenden Kantone 
selber in der kirchlichen Frage nicht verständigten, sondern jeder das Gegenteil 
des andern wollte? Darüber kam es zum Zerwürfnis. Im Juni 1529 
standen sich beide Teile schlachtgerüstet gegenüber, die Fünforte auf ihr Bündnis 
mit Österreich, die Evangelischen auf die oberdeutschen Reichsstädte gestützt. 
Zwingli selbst, auch hierin weit verschieden von Luther, trieb zur Waffen¬ 
entscheidung, für die bei der Übermacht feiner Partei die Aussicht niemals 
günstiger war; zu Roß, die Hellebarde im Arm, zog er mit dem Züricher 
Aufgebote gegen die Zuger Grenze. Doch wohlmeinende aber kurzsichtige 
Vermittler, Ammann Albli von Glarus voran, brachten gegen seinen Rat
	        
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