Full text: Deutsche Fürsten- und Ländergeschichte, deutsche Reformationsgeschichte (Band 2)

18. Der schmalkaldische Krieg. 
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vermeintlich von ihnen zugefügte Unbill. Unb so war es ein Leichtes, ihn 
zu bem Werkzeuge ber kaiserlichen Pläne gegen jene Fürsten zu machen. 
Schon im Winter war es bekannt, baß er in bie Dienste bes Kaisers getreten; 
man erzählte sich, ber Kriegsherr werbe Albrechts Scharen gegen Köln 
verwenben; unb wenn bieser Angriff auf Köln auch unterblieb, so war 
es boch zweifellos sicher, baß ber Kaiser in bem jungen, mutigen unb 
raschen Fürsten, ber bei allen Solbaten populär ber Abgott beutscher Lanbs- 
fnechte zu werben verhieß, einen ergebenen unb äußerst brauchbaren General 
gewonnen. 
Alle biefe Schachzüge, mit welchen in jener Winterszeit burch seine 
abwartenbe Haltung, burch ben Aufschub bes Krieges bes Kaisers scharf 
rechnende Staatskunst ben Erfolg bes großen Felbzuges vorbereitet hatte, 
sie waren alle unbebeutenb unb wenig austragenb im Vergleich zu bem gro߬ 
artigen Manöver, burch welches Karl sich ben bebeutenbsten unb gefährlichsten 
unter allen protestantischen Fürsten zum Bunbesgenossen gemacht hat. Der 
junge Herzog Moritz von Sachsen, wie sehr auch unsere theologische Geschicht¬ 
schreibung an ihm Flecken aufzubeben bemüht fein mag, ist ohne allen Zweifel 
ber politisch bebeutenbste, ja ber einzige politische Kopf unter allen beutfchen 
Fürsten unb Staatsmännern jener Zeit. Er war wohl selbst ein guter Prote¬ 
stant wie alle bie anberen seiner Stanbesgenossen; aber es kam ihm gar nicht 
barauf an, um eines politischen Vorteiles willen auch einmal gegen seine 
protestantischen Glaubensgenossen mit bem geschworenen Feinb ber Pro¬ 
testanten ein recht enges Bünbnis einzugehen: bie politischen Absichten unb 
Tenbenzen haben bei ihm immer ben Ausschlag gegeben. Damals wähnte 
ber Kaiser ben Ehrgeiz bes jungen Fürsten zu burchschaueu unb glaubte in 
ihm ein gefügiges Werkzeug für feine beutfchen Pläne zu erhalten: er hoffte, 
auch biefen Herzog von Sachsen ausnutzen unb beliebig gängeln zu können 
wie alle jene anberen Fürsten. Aber ba hatte er boch ben Gmnb bes 
Verhaltens, bas Herzog Moritz 1546 beobachtete, nicht richtig gewürbigt, 
unb baß bie spanische Staatskunst biesen Herzog Moritz nicht völlig erkannt 
unb, ihn unterschätzen^ völlig auf ihn gezählt hat, biefer eine Fehler in bem 
genau berechneten Systeme Karls hat alle anbern Erfolge bes Kaisers roieber 
Johann Friedrich von Sachsen. 
Philipp von Hessen.
	        
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