Full text: Deutsche Fürsten- und Ländergeschichte, deutsche Reformationsgeschichte (Band 2)

24. Lukas Cranach. 445 
gnade zuzuziehen, von dem ihm dargebotenen Gelde nur so viel, als er mit 
zwei Fingerspitzen fassen konnte. Alle Anerbietungen des Kaisers, der ihn 
mit sich in die Niederlande zu nehmen wünschte, lehnte er ab, indem er 
sich als Zeichen der kaiserlichen Gnade nur die Erlaubnis erbat, seinem un¬ 
glücklichen Herrn in die Gefangenschaft folgen zu dürfen. 
Als fast alle früheren Unterthanen Johaun Friedrichs dem neuen Kur¬ 
fürsten Moritz die Huldigung geleistet hatten, war es Lukas Cranach allein, 
der sich, von keiner Verheißung geblendet, nicht dazu entschließen konnte. 
Sobald er die Bewilligung Karls V. bekommen hatte, begab er sich nach 
Errichtung seines letzten Willens nach Innsbruck, um die Gefangenschaft 
Johann Friedrichs, der nach seiner Gegenwart sehnlichst verlangte, durch 
seine treue Liebe und Anhänglichkeit zu erleichtern. „Wenn Seine fürstlichen 
Gnaden", sagt ein Berichterstatter, „morgens aufgestanden, haben sie bei 
einer Stunde in deren Gemach allein gebetet und in der heiligen Bibel oder 
doch in Dr. Luthers Schriften, sonst vielfältig in vornehmen deutschen und 
französischen Historienbüchern gelesen und zunächst denselben noch damit ihre 
Zeit vertrieben, daß sie den berühmten Maler, den alten Lukas Cranach, 
allerhand Contrasacturen und Bildwerk malen lassen". 
Lukas Cranachs Selbstbildnis. 
Seit dieser Zeit hatte sich die Achtung und Zuneigung Johann 
Friedrichs für den ehrwürdigen Lukas Cranach, der sich bereits dem achtzigsten 
Jahre näherte, in die reinste Freundschaft verwandelt, und als diesem edlen 
Fürsten endlich die Befreiungsstunde erschienen war, wollte er die ihm er¬ 
zeigte hingebende Aufopferung und Liebe auch vor den Augen der Welt 
durch die dankbarste Anerkennung ehren. Er hielt demnach seinen festlichen 
Einzug in Jena und Weimar an der Seite seines Freundes Lukas Cranach 
und seines ältesten Sohnes Johann Friedrich und bot alles, was er nur 
vermochte, auf, um die letzten Tage des Greises, der sich nun sichtbar dem 
Ziele seines Lebens näherte, zu versüßen. Lukas Cranach starb im Hause
	        
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