§ 7. Der spanische Lrbfolgekrieg. 257
zum Militärdienst; dieser verachtete aber die unansehnliche
Figur. Da erbot er sich dem Haus Oestreich, das nahm
ihn au. Er zeichnete sich in dessen Kämpfen, namentlich
gegen die Türken, so sehr aus, daß er zum Feldmarschall
avancirte. Wie gern hätte ihn jetzt Ludwig zurückgehabt,
aber jetzt verachtete er hinwieder die größten Anerbietun-
tuugeu desselben und blieb seinem Kaiser treu. Eugen
hatte den schärfsten Feldherrnblick, berechnete alle Umstände
auss klügste, führte alle Unternehmungen mit unermüd¬
lichem Eifer und ruhiger Besonnenheit aus. Er gehört
zu den acht größten Kriegshelden der Erde (Alexander,
Cäsar, Karl der Große, Gustav Adolf, Türenne, Eugen,
Friedrich der Große, Napoleon). Seine Soldaten vergöt¬
terten und liebten ihn als ihren Schoner, Pfleger und
Vater. Ihn zierte stete Bescheidenheit bei all seinem Werth
und Ruhme; von Herzen blieb er klein, während er seine
körperliche Kleinheit durch Strecken etwas zu erhöhen suchte.
— John Churchill, Herzog vouMarlborough, geb. 1650,
stand ihm an Feldherrntrefflichkeit nicht nach. Ein Bild
männlicher Schönheit, vereinte er den kühlsten Kopf mit
dem kühnsten Muth. Trotz zweideutigen Charakters und
schmutziger Habsucht wußte er durch die Anmuth seiner
Persönlichkeit, seinen Scharfsinn und die Gewalt seiner
Rede die Alliirten zusammenzuhalten und immer wieder
zu vereinigen.
Zeichnen wir nun den großen Krieg mit einigen
Strichen. Der Kampf begann in Italien, wo die Fran¬
zosen Piemont eroberten. Kühn stieg Eugen über die
Alpenfelsen des Val Fredda, wo alle Kanonen und Wa¬
gen auseinandergelegt und getragen werden mußten, in
die Lombardei hinab. Er schlug den Marschall Eatinat
bei Carpi, den Marschall Villeroi bei Chiari, Sept. 1701.
Er hob den unvorsichtigen Villeroi in Cremona mitten
unter seinem Heere auf und ließ ihn nach Wien abführen,
Febr. 1702. — Dagegen drang 1703 Marschall Villars
über den Rhein nach Schwaben vor. Bei Tuttlingen ver-
Lesebuch der Weltgeschichte. III. 3. Aufl. 17