Object: Das Mittelalter (Bd. 2)

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hiervon benachrichtigt, eilte nach Eom, zwang Johann zur Flucht 
und liess die Römer schwören, keinen Papst ohne seine Zu¬ 
stimmung zu wählen. Dann liess er Johann wegen unwürdigen 
Lebenswandels und Treulosigkeit durch eine in der Peterskirche 
zusammenberufene Synode italienischer und deutscher Bischöfe 
absetzen, ein Verfahren, welches ohne Beispiel in der früheren 
Geschichte dasteht und jedenfalls als eine die Befugnis der Synode 
überschreitende Gewaltmassregel erscheint. Die Synode wählte 
dann Johanns Archivar Leo VIII. zum Papste. Darauf setzte 
der Kaiser den Krieg gegen Berengar fort, zwang ihn sich zu 
ergeben und schickte ihn nach Bamberg in die Verbannung. Der 
eroberte Teil Italiens wurde nicht dem deutschen Reiche einverleibt, 
sondern behielt seine besonderen Gesetze, Kanzlei und Landtage. — 
Während der Abwesenheit des Kaisers hatte sich Johann XII. 
Roms wieder bemächtigt, und da er bald darauf starb, wählten 
die Römer Benedict V. zu seinem Nachfolger. Diese Treulosig¬ 
keit rächte der Kaiser durch einen Angriff auf Rom; die Stadt 
wurde im Sturme genommen, Benedict V. nach Hamburg verbannt 
und Leo VIII. wieder eingesetzt. Beide Päpste starben bald darauf. 
6. Dritter Zug nach Italien, 966—972. Neue Empörungs¬ 
versuche, welche Berengars Sohn Adalbert machte, und ein Aufruhr 
in Rom, wo sich eine Partei des städtischen Adels gegen den Papst 
(Johann XIII.) erhoben hatte, veranlassten Otto, abermals nach Italien 
zu ziehen. Er unterdrückte leicht die Empörung Adalberts und 
zwang ihn zur Flucht. Mit Strenge bestrafte er die Aufrührer 
in Rom und setzte den Papst in Besitz alles dessen, was ihm 
durch die Pipinsche Schenkung verliehen war. Um auch in Unter¬ 
italien seinen Einfluss zu erweitern, nahm er den longobardischen 
Fürsten von Capua, Pandulf, in Lehnspflicht, schloss mit dem 
arabischen Emir von Cordova durch eine Gesandtschaft ein Freund¬ 
schaftsbündnis und knüpfte mit dem griechischen Kaiser Nicephorus 
Phokas Unterhandlungen an, um die Prinzessin Theophano, 
Tochter Romanus’ II., für seinen Sohn zur Ehe zu erhalten. Aber 
vergebens wurde der Bischof Liutprand von Cremonar dessen 
denkwürdiger Gesandtschaftsbericht noch erhalten ist, nach Con- 
stantinopel geschickt; erst als der Kaiser Nicephorus durch Johannes 
Tzimisces gestürzt war, wurde die Prinzessin zur Vermählung mit 
Ottos gleichnamigem Sohne, welcher bereits zum Könige erwählt
	        
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