123. Der listige Pudel.
In einem Wirtshause waren vier Hunde. Sobald es zur
Winterzeit Abend wurde, kamen sie einer nach dem andern in die
Gaststube und lagerten sich um den Ofen herum. Der eine Hund
aben, ein Pudel, kam gewöhnlich etwas später als die übrigen. Dann
waren die besten Plätze am Ofen schon besetzt, und er mußte weiter
davon sich hinlegen. Eines Abends war es sehr kalt, und sein Platz
wollte ihm gar nicht gefallen. Schon hatte er mehrmals hin und
hergesehen, ob kein besserer für ihn da sei, aber er fand keinen. Da
lief er plötzlich fort aus dem Gastzimmer und fing neben der Haus—
thür tüchtig an zu bellen. Geschwind sprangen die übrigen Hunde
auf, liefen hinaus und bellten ebenfalls. Der Pudel aber, als er so
de ndern Klaffer hinausgelockt hatte, eilte still wieder zur Thür
herein, suchte sich den besten Platz aus legte sich ruhig nieder und
ließ seine Kameraden bellen, so lange sie wollten. So machte er's
nachher öfter, wenn die Plätze um den Ofen herum besetzt waren,
Und die Gäste im Zimmer, die das bald merkten, hatten dann jedes⸗
mal ihre Lust daran.
124. Das Eis.
1. Wenn die Menschen eine Brücke über einen Fluß haben
wollen, so bauen sie daran manchmal länger als ein Jahr. Der
liebe Gott kann das schneller. Es ist schon vorgekommen, daß er
alle Gewässer in ganz Deutschland und in Rußland dazu in einer
einzigen Winternacht mit festen Brücken bedeckt hat. Er nahm Eis
statt Holz, und die Brücken waren fertig und so blank und glatt, als
waren sie vom Tischler gehobelt und poliert worden.
2. Wir Kinder haben das Eis recht gern; denn wir können
mit und ohne Schlittschuh so schnell darauf hingleiten, wie ein Wagen
auf der Eisenbahn. Zuweilen fällt man freilich tüchtig darauf hin;
aber das schadet nicht viel, man zerbricht dabei nicht leicht etwas.
Schlimmer läuft es dagegen manchmal ab, wenn das Eis unter uns
hriht und wir ins Wasser fallen. Ist dann nicht gleich ein Er⸗
wachsener in der Nähe, so kommt man leicht unter das Eis und er—
Tu auf eine jämmerliche Art. So gern ich auch glitsche und
Schlittschuh laufe, so werde ich doch nicht eher auf das Eis gehen,
als bis s ganz fest und dick gefroren ist. Lüben
125. Vom Büblein auf dem Eise.
1. Gefroren hat es heuer noch gar kein festes Eis. Das Büb—
lein steht am Weiher und spricht so zu sich leisß: Ich will es einmal
wagen, das Eis, es muß doch tragen.“ Wer weiß?
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