Full text: Griechische Geschichte (Teil 1,1)

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zwischen den ärmeren und raubgierige« Hirtenvölkern des Hoch¬ 
landes und ben durch Ackerban und durch den Verkehr mit 
den phönieifchen Seefahrern zu Wohlstanb gelangten Griechen 
in ben Fruchtebenen unb an ben Küsten. Dazu kam, baß 
die Griechen mit ber Zeit bas Übergewicht ber Phönicier unb 
ber nicht ininber seetüchtigen Karer auf ben Inseln als 
brürfenb empfanben unb ihre erftarfenbe Kraft gegen sie 
wanbten. So erhob sich über ber nur erwerbenden Be¬ 
völkerung ein oft sehr zahlreicher kriegerischer Herren staub 
ober Waffenabel. Gleichzeitig führte bie Notwenbigkeit 
gegen Räuber zu Wasser unb zu Laube sich zu sichern zur An¬ 
lage fester Burgen (Larissen) namentlich aus beherrschten 
Höhen unb an ben Küsten, mit cyklopischen Mauerringen, 
bereu großartige Reste jetzt noch gefunben werben (Burg von 
Tiryns auf ber Oftfeite ber Bucht von Argos, bie Atriben- 
burg in Mykenä mit bem Löwenthor, ber minyfche Herrscher- 
sitz zn Orchomenns in Böotien?) Hiermit aber vollzog sich an 
vielen Stellen allmählich ber Übergang zu städtischem Leben. 
2. Diese kampferfüllte Übergangszeit, in welcher bie pelas- 
gischen Zustänbe burch bie neue „achäifche" Zeit verbrängt 
würben, ist nachmals von ben Griechen bas „heroische Zeit¬ 
alter" genannt worben?) Die Erinnerungen bes Volkes an 
dasselbe prägen sich in einer reichen Fülle von Mythen 
und Sagen aus, welche Jahrhunderte lang nur durch die 
Dichtung überliefert worden sind und den Übergang zur wirk¬ 
lichen Geschichte vermitteln. In ihnen werden die Thaten und 
Erlebnisse ganzer Stämme und Zeitalter entweder an einzelne 
halbgöttliche Heroen, welche durch kühne Thaten die Hinder¬ 
nisse der Kultur hinwegräumen, ober an einige große gemein¬ 
same Heerfahrten mehrerer Stämme geknüpft. 
3. Die Heroen finb entweber als bie Urahnen ber 
späteren Herrengeschlechter zu benken, zu benen eine birekte 
Überlieferung hinaufreichte, pber als Personifikationen von 
') Außer ben reichen Ergebnissen aus Gräbern innerhalb ber Burg bes 
Atreus finb aus jener Zeit noch für fürstliche Geschlechter angelegte größere 
„Kuppelgräber" ober Runbgewölbe mit nicht geringerer Ausbeute erhalten 
(©chlicmann). 
2) Die „Achäer" bieser vorhellenischen Zeit finb wahrscheinlich nicht 
ein selbstänbiger mächtiger Stamm gewesen, nach welchem alle Griechen ge¬ 
nannt würben; ber Name bezeichnet vielmehr bie ©Men, bie Trefflichen unb 
gilt für bie Gesamtheit ber „Heroennation", also zunächst für bie Gesamt¬ 
masse bet griechischen Rittergeschlechter, welche bis zur borischen Wanberung 
bie Träger ber griechischen beschichte waren.
	        
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