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gerichte und die übrige Reichsdienerschaft von ihren Pflichten, womit sie an
ihn, als das gesetzliche Oberhaupt des Reiches, durch die Verfassung ge¬
bunden gewesen seien.
So war nun das heilige römische Reich deutscher
Nation, nachdem es 1006 Jahre, von 800 — 1806, bestanden
hatte, aufgelöst. —
Um jene Zeit kamen im Osten und Süden durch Staatsverträge
mit Bayern und Baden neue Erwerbungen an Württemberg, nämlich
Biberach, Waldsee, Wiesensteig und Schelklingen, die Besitzungen der
Fürsten von Hohenlohe, von Thurn und Taxis und von Waldburg;
ferner Weingarten, Jsny und andere Gebiete in Oberschwaben; die
Grafschaft Boudorf dagegen, Villingen und Bräunlingen gingen von
Württemberg an Baden über. —
4. Der Krieg Frankreichs gegen Preußen (1806—1807).
Im Jahr 1806 ergriff Preußen, welches sich von Napoleon ver¬
schiedene Demütigungen hatte gefallen lassen müssen, die Waffen. Allent¬
halben im Süden und Osten des deutschen Reiches begann es sich zu regen.
Württemberg stellte Napoleon zum Kampfe gegen Preußen 9000 Mann.
Bei der Musterung sprach König Friedrich zu seinen Truppen: „Sol¬
daten, ihr seid bestimmt, mit und neben dem Heere zu kämpfen, das seit
12 Jahren unter dem geschicktesten und größten Feldherrn unserer Zeil Siege
auf Siege häufte; ihr werdet aber auch gegen ein Heer streiten, das ehedem
unter dem größten der Könige dem ganzen bewaffneten Europa unbesiegt
Trotz bot. Diese ruhmreiche Bestimmung wird euren Mut und eure Tapfer¬
keit anspornen. — Euer König und euer Vaterland legen ihre Ehre, ihren
Ruhm und ihre Sicherheit in eure Hände; ihr werdet dieses Heiligtum be¬
wahren. Zum erstenmale stehen die Württembergischen Truppen in gleicher
Linie mit denen anderer Monarchen; dies fenre euch an, unter ihnen eine
Stelle zu behaupten, die der Nachwelt beweise, daß nicht bloßer glücklicher
Zufall diesen Ruhmesglanz über euer Vaterland gebracht. Gerne hätte euer
König die euch bevorstehenden Gefahren und Beschwerlichkeiten, sowie den zu
erwerbenden Ruhm geteilt. Verhindert daran durch die Umstände, folgen
euch doch feine besten Wünsche, wie sein aufmerksames Auge, das jedes ihm
bekannt werdende Verdienst lohnen wird. — Ihr Gatten, ihr Väter, ihr
Söhne! Trauet ihm zu, daß, wenn ihr fürs Vaterland, für euren König
fallen solltet, er euch den eitrigen möglichst ersetzen wird. Lebt wohl und
gedenket der Ehre Württembergs!"
Noch ehe die Württembergischen Truppen mit dem französischen
Heere sich vereinigt hatten, hatte Napoleon die Preußen in der Doppel-