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8) Zum Lohn für biefe Nieberträchtigkeit erhielt Fürsten¬
berg bas wieb e rhergestellte 33iStmit Straßbnrg; bas
Münster^ in Welchem feit ber Reformation evangelischer
Gottesdienst gehalten worben war, rotirbe ben eine kleine
Minberheit bilbenben Katholiken zitrückgegeben; alle lutherischen
Beamten würben entsetzt im Lanbgebiet sogar bie Pfarrer
vertrieben.
•0 Unb wie beantwortete Deutfchlanb ben Raub ber
„rounberfchönen Stadt"Der fchwachherzige Kaiser Leopolb I
überließ angesichts ber ihn näher berührenbeit Türkengefahr
bie protestantische Reichsstadt im Westen, von ber einst Kaiser
Karl V gesagt hatte: „Wenn Straßbnrg und Wien zugleich
in Gefahr wären, so würbe ich zuerst Straßburg zu Hilfe
eilen", ihrem Schicksal. Ludwig XIV wußte, was er dem
deutschen Reich bieten durfte, und er wagte noch mehr.
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10) Im Jahr 18-68 ließ er ein französisches Heer in
die Pfalz einrücken unb bie wichtigsten Stäbte besetzen. Da
er aber gleichzeitig auch mit Holland, Savoyen unb Spanien
Z" kämpfen hatte und deshalb feine Streitkräfte zersplittern
mußte, war es zweifelhaft, ob er die Pfalz auf die Dauer
würde behaupten können. Damit aber die reichen Hilfs-
quellen des blühenden Landes nicht einem Frankreich feind¬
lichen Heere zu gute kommen sollten, gab der französische
Kriegsminister ben Befehl, bie ganze Pfalz zur Wüste
zu machen, mtb mit erbarmungsloser Pünktlichkeit kamen
die französischen Befehlshaber der erhaltenen Weisung nach.
11) Das Flehen ber unglücklichen Bewohner tun Milberung
dieser unverschulbeten Härte war vergebens; boch wurden
ihnen Wagen zur Fortschaffung ber notwendigsten Lebens¬
mittel und anderer Bedürfnisse v er willigt. Als diese aber
aufgeladen waren, fuhren die Franzosen damit nach ihren
Festungen ab. Endlich wurde den Einwohnern befohlen
auszuziehen, weil jetzt der Brand beginnen sollte. Tausende
von Männern, Weibern und Kindern sah man mit Thränen