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19) Sie glaubten an die Unsterblichkeit der Seele
und an ein Jenseits. Die im Kampf ehrlich Gefallenen
kamen nach ihrem Glaubeil in die schöne Himmelsburg Wal¬
halla, wo dieselben im Angesichte Wodans ihre Kämpfe
fortsetzen und darauf beim Trinkgelage am Gesang der
Skalden sich ergötzen, während die Weiber und Kinder in die
übrigen Himmelsräume versetzt wurden. Dieses seligen Loses
verlustig gingen diejenigen, die beim Kampf schlechte Kunst¬
griffe gebraucht hatten und alle übrigen Ehrlosen; ihr Ort
war das Reich der grimmen Hela (Hölle).
2) Die Cirrrbern und Teutonen (ii3—101 v. Chr.)
1) Wegen der Einfachheit ihrer Sitten und ihrer
Lebensweise wurdet! die alten Deutschen von den Römern
„Barbaren" genannt; aber bald sollten die hochmütigen Römer
vor diesen Barbaren Respekt bekommen.
2) Im Jahr 113 v. Chr. erschienen zwei deutsche
Volksstämme, die Ci mb er n und Teutonen, an der Nord-
grenze des römischen Reiches und jagten durch ihre ungemeine
Leibesgröße, welche durch schreckhafte Tiergebilde auf den
Helmen noch riesiger erschien, ihre ungewöhnliche Bekleidung
(teils Eisenpanzer, teils Wildselle) und ihre eigentümliche
Bewaffnung (Keulen, lange Schwerter, mannshohe Schilder)
den Römern einen solchen Schrecken ein, daß sie in allen
Schlachten geschlagen wurden.
3) Hätten die Cünbern und Teutonen ihre Siege aus¬
genützt, so wäre ihnen der Weg nach Rom, das von einem
„cimbrischen Schreck" befallen. war, offen gestanden; aber
wider Erwarten wandten sich die Cimbern nach Spanien, die
Teutonen nach Belgien.
4) Die Zeit der Ruhe benützte der erste römische
Kriegsmann der damaligen Zeit, Marius, ein neues großes
Heer zu schaffen, das er durch unermüdete Uebungen und
eigenes Beispiel an strenge Ordnung und Kriegszucht gewohnte.
5) Als im Jahr 102 v. Chr. die Teutonen rhone-
abwärts gegen Süden drangen, stellte sich ihnen Marius bei
Aquä Sextiä (Air) entgegen, ließ sich aber, um seine Krieger
erst an den Anblick und die Kampsweise der gefürchteten