IV. Das Norddeutsche Tiefland, 47
A. Das Westdeutsche Tiefland und die Nordsee.
Das Westdeutsche Tiesland ist nahezu vollkommen stach wie die benach-
harten Niederlande. Nur in der Lüneburger Heide erheben sich einige Rücken
bis zu 170 m.
Infolge der Nähe des Meeres sind die Winter mild, weshalb die Nordsee-
Häfen niemals zufrieren und das ganze Jahr hindurch Schiffsverkehr gestatten,
während die Ostseehäfen sich in jedem Winter mit Eis bedecken. Die Sommer sind
kühl. Das Klima ist seemäßig.
Die bedeutendsten Flüsse sind Weser und E m s. Die Weser, von
ihrer Quelle,bis zur Mündung der Fulda Werra genannt, tritt durch die West-
fälische Pforte in die Ebene ein und bleibt vorherrschend nach N. und NW. ge-
richtet. Ihr einziger bedeutender Nebenfluß von der linken Seite ist die
Hunte, welche unterhalb Bremen mündet, von der rechten Seite kommt die
Ä l l e r. Diese empfängt von S. die Leine. — Die Ems entspringt auf dem
Südabhange des Teutoburger Waldes. Der erste Abschnitt des Flusses verläuft
dem Gebirge parallel nach NW.; dann wendet sich die Ems in ziemlich geradlinigem
Laufe nach N., aus beiden Seiten von weiten Mooren umgeben, weshalb auch die
Ufer größerer Ansiedelungen entbehren; der Fluß mündet in den Dollart. Das
Westdeutsche Tiefland ist infolge seines niederschlagsreichen Seeklimas und des
gebirgigen Hinterlandes reich, teilweise uberreich bewässert.
Die Flachheit des Bodens und die reiche Bewässerung ermöglichten die
Verbindung der vier Flüsse Rhein, Ems, Weser und Leine durch Kanäle. Ruhr
und Ems verbindet der Dortmund-Ems-Kanal, Rhein, Ems, Weser und Leine
der Mittelland- oder Rhein-Leine-Kanal.
Die Nordsee-Marschen (s. S. 46). Längs der Nordseeküste zieht ein voll-
kommen flacher und baumloser Landstrich hin, der bis 20 km Breite erreicht.
Das sind die Marschen. Sie liegen in gleicher Höhe mit dem Meeresspiegel, ja teil-
weise sogar etwas unter diesem und müssen daher gegen den Einbruch der Fluten
Meeressp/'eoe/ Deich 6/sf2m Luft/nie c/es
. - Meeres*/?/eye/s
Mz/fesjmeer
Marschboden
unter dem Meenessfieye/
künstlich geschützt werden. Ties geschieht durch Dämme, Deiche genannt. Sanft
steigt der Deich vom Meer aus an, damit die Wellen unbehindert an ihm herauf-
spülen und wieder absließen können. Gegen das Binnenland fällt er steiler ab.
Zur Gewinnung von Neuland werden die Deiche immer weiter gegen das seichte
Wattenmeer vorgeschoben und gleichzeitig müssen sie immer höher gebaut werden,
mitunter bis zu 12 m, damit auch die höchste Sturmflut sie nicht übersteigen kann;
denn unermeßlicher Schaden würde dadurch entstehen. Trotz dieser Höhe erreicht
die tobende See mitunter die Dammkrone und Stunden banger Sorge kommen
dann für die bedrohten Bewohner. Die Unterhaltungskosten der Deiche sind sehr