§ i. Die Urzeit 
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und Südeuropa nach Norden verbreitet. Sehr ergiebig und lehrreich ist 
die Fundstelle von Butmir bei Serajewo, die eine Unzahl von Werkzeugen 
in den verschiedensten Stadien der Vollendung geliefert hat. Man unter¬ 
scheidet drei Perioden der jüngeren Steinzeit, die freilich nicht so sicher 
feststehen wie die Einteilung der älteren Steinzeit. 
1. Die Epoche von Campigny bei Paris. Zahlreiche Fundorte 
in Frankreich und Belgien; zum Teil gehören hierher noch die Kjökken¬ 
möddinger. Als Wohnstätten sind Höhlen und Herdgruben (künstliche 
Bodenlöcher) festgestellt. Die ersten plumpen Töpferwaren tauchen auf. 
2. Die Epoche von Chassey im Marnegebiet. Beginn der Pfahl¬ 
bauten (Robenhausen in der Schweiz); Viehzucht und Ackerbau, Fischerei. 
Es entstehen feinere Tonarbeiten mit künstlichem Zierat, gewebte Stoffe 
kommen auf. Höhlen werden als Grabstätten benutzt. 
3. Die Epoche von Carnac an der Südküste der Bretagne. Die 
Werkzeuge erhalten künstlerische Formen, auch in der Auswahl der Gestein¬ 
arten spricht der Kunstgeschmack mit. Die ersten künstlichen Grabbauten 
sind die „Dolmen“, aus mächtigen Steinblöcken hergestellt, die ersten 
Anfänge einer Baukunst. 
Die Pfahlbauten. Als Veranlassung ist ein erhöhtes Schutzbe¬ 
dürfnis anzunehmen. Der Umstand aber, daß Pfahlbauten sich nur im 
Alpengebiet finden, ist noch nicht genügend erklärt (Karte bei Hoernes II 
102). Man hat vermutet, daß die Pfahlbaubewohner eine ältere Be¬ 
völkerung West- und Mitteleuropas darstellen, die durch neue Einwohner 
in das seenreiche Voralpengebiet gedrängt worden sind. Auffallend ist, 
daß die Fundgebiete der Pfahlbauten und die der Dolmen sich gegenseitig 
ausschließen (vgl. d. oben erwähnte Karte). Die Pfahlbauten gehören nur 
zum Teil der Steinzeit an, so Robenhausen bei Zürich, Wangen bei Kon¬ 
stanz u. a.; die übrigen gehören in die Bronzezeit. Mit der Eisenzeit ver¬ 
schwinden die Pfahlbauten. Die Zahl der bis jetzt entdeckten Pfahldörfer 
ist über 300, davon im Neuenburger See allein über 50. Eigenartig sind 
die in Norditalien gefundenen Landpfahlbauten (Terramaren) aus der 
Bronzezeit. 
Literatur bei Hoernes II 108; über die Terramaren M o n t e 1 i u s, La 
civilisation primitive en Italie, 1895 f. 
Die Bronzezeit. Wenn auch der Erfindung der Bronze eine Zeit 
der Benutzung des reinen Kupfers vorausging, so war diese doch so kurz, 
daß sie nicht als besonderer Kulturabschnitt bezeichnet werden kann. 
Reine Kupferfunde lieferten z. B. der Mondsee im Salzkammergut 
und der Neuenburger See. Doch finden sich diese Kupfergegenstände 
in einer Umgebung, welche ihre Fundorte im wesentlichen noch der Stein¬ 
zeit zuweist. Das älteste Kupferbergwerk in Europa dürfte das auf dem 
Mitterberge bei Bischofshofen in Salzburg entdeckte gewesen sein; dort 
wird noch heute reines Kupfer gewonnen. Gleichzeitig mit dem Kupfer 
taucht das Gold auf. Eine reine Kupferzeit geht auch in Ägypten der 
Bronzezeit voraus, ebenso in Babylonien. Die Zeiten sind natürlich sehr 
verschieden; in Ägypten reicht das Kupfer bis ins 4. Jahrtausend hinauf, 
in Mitteleuropa wird man nicht viel über 2500 hinaufgehen dürfen. Etwa 
um 3000 tritt im Orient die Bronze auf, eine Mischung des Kupfers mit 
Zinn; die ältere Zeit zeigt eine zinnarme Bronze, erst die spätere bringt die
	        
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