ig6 Die Gründung des italischen Nationalstaats
die Fabier litten. Die Eroberung der Stadt glückte durch die Anlage eines
unterirdischen Ganges, cuniculus (Cic. Cäc. 88). Mit Veji pflegt das latinische
Fidenä verbündet zu sein. Im Kampfe mit dem Führer der Fidenaten
oder mit dem Vejenterkönig Lar Tolumnius gewann A. Kornelius Kossus die
spolia opima, die noch zur Zeit des Augustus in Rom zu sehen waren.
Sein Vorgänger in dieser Auszeichnung war nach der Sage Romulus, der
über Akko von Cänina die spolia opima davontrug (Plut. Rom 16). Im
südlichen Etrurien wurden 387 vier neue Tribus eingerichtet: Stellatina,
Tromentina, Sabatina, Arnensis; im Volskergebiet 358: Publilia und
Pomptina, 332: Maecia und Scaptia. Sutrium wurde 383 als Grenzfestung
angelegt.
Die Kelten. Über den Namen schreibt Cäsar b. G. I 1, 1: ipsorum
lingua Celtae, nostra Galli appellantur. Das Jahr des 1. Kelteneinfalls
ist nach Polybios das Jahr des Antalkidischen Friedens, 01. 98, 2 = 387/6
v. Chr. Die römische Überlieferung setzt das Ereignis in das J. 390.
Den ältesten Bericht über die gallische Katastrophe gibt Polyb. I 6. II
18. 22, 4 f. Eine dauernde Schädigung der römischen Macht durch die
Kelten ist nicht zu bemerken.
Rom und Latium nach dem Kelteneinfall. Über die endlosen Kriege
mit den Volskern und Äquern geben glaubwürdigen Aufschluß allein die
dürftigen Notizen bei Diodor. Gleichzeitig verloren die Aurunker und
Sidiciner, z. T. auch die Kampaner ihre Selbständigkeit. Der sog. 1. Sam-
niterkrieg (343—341) ist schon von Niebuhr in das Reich der Fabel ver¬
wiesen worden. Über die politische Stellung der italischen Städte vor
der Lex Julia (90) ist zu vergleichen Marquardt StV I2 21—58;
ebd. S. 49 findet sich ein Verzeichnis der latinischen Kolonien mit den
Gründungsjahren, zurückgehend auf Madvig und Mommsen. Mit der
Auflösung des Bundes wurde den latinischen Städten natürlich die Befug¬
nis zu gemeinsamen Versammlungen (concilia) genommen. Die römischen
Bürgerkolonien bewährten sich als Zwingburgen der römischen Herrschaft
im unterworfenen Lande. Den 300 Vollbürgem standen die Alteingesessenen
als Halbbürger gegenüber, erstere büdeten die römische Besatzung {prae-
sidium).
Leitender Gesichtspunkt: Rom und Latium. Der Kelteneinfall unterbricht die
Bestrebungen der Römer, sich in Latium einzurichten. Da Rom schon vor dem J. 509
vorübergehend die Herrschaft in Latium hatte, so ist hier nicht von einer Begründung
der römischen Herrschaft in Latium zu sprechen, sondern von der Befestigung. Das
Wachstum des römischen Einflußgebiets zeigen die Koloniegründungen (Karte).
§ 116. Die Begründung der römischen Herrschaft in Mittelitalien.
338—284.
Quellen. Für den ersten Samniterkrieg (327 — 304) kommt vor allem Diodor in
Betracht, von dem leider nur die Jahre 318 — 302 vollständig vorliegen (XIX—XX).
Über die Kriege mit den Kelten und Etruskern ist der beste Bericht bei Polyb. II
19 f. erhalten, der, wie man glaubt, auf Fabius Piktor zurückgeht.
Literatur. Die Darstellung des ersten Samniterkrieges bei Mommsen RG I8
363 f. beruht auf Livius, ist daher veraltet.
i. Samniterkrieg, 327—304. Es ist wahrscheinlich, daß man in
Rom von der Unvermeidlichkeit eines Waffenganges mit den Samnitern
längst überzeugt war. Das reiche Kampanien (Campagna Felice) lockte