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Vorgeschichte 
echte Bronze (10% Zinn). Allmählich drang die Kenntnis der Bronze¬ 
bereitung teils über Nordafrika und Spanien, teils über Griechenland und 
den Balkan nach Mitteleuropa (um 2000) und von da weiter nach Nord¬ 
europa. Ältere Stücke, die mitten unter Steinhaufen sich gezeigt haben, 
sind jedenfalls auf dem Handelswege eingeführt worden. Aber in Europa, 
das die Kenntnis der Bronze dem Orient verdankt, hat die Bronze¬ 
bearbeitung sich selbständig weiter entwickelt. Die Fundorte für die Bronze¬ 
zeit sind über ganz Europa verbreitet. 
Much, Die Kupferzeit in Europa, II 1893. Montelius, Die Chronol. d. ältesten 
Bronzezeiten in Mitteldeutschland und Skandinavien, 1900. Ho ernes, Vor¬ 
geschichte der bildenden Kunst in Europa, 1898. 
Die Eisenzeit. Während im Orient das Eisen schon früh eine große 
Rolle spielte (von etwa 1500 an), hat es sich in Europa nur langsam ver¬ 
breitet. Noch lange erhielt sich neben den ersten Eisengeräten die Bronze. 
Nach dem großen und an Funden ergiebigen Grabfeld bei Hallstatt wird 
die Eisenzeit auch die Hallstattperiode genannt. Sie erstreckt sich von 
etwa 1200—500 v. Chr. Fundstätten sind von jetzt ab namentlich die 
Begräbnisstätten. Man unterscheidet Brandgräber mit Aschenurnen 
verbrannter Leichen und Skelettgräber. In beiden finden sich Schmuck¬ 
gegenstände und Waffen in großer Zahl. Erst gegen Ende der Eisenzeit 
fängt man an, die reichen, zutage liegenden Eisenerzlager gründlicher aus¬ 
zubeuten (z. B. Eisenerz in Steiermark). In der darauffolgenden LaTene- 
Periode überwiegt das Eisen nicht nur für Waffen und Gebrauchsgegen¬ 
stände, sondern sogar für Schmucksachen. Dieser Abschnitt führt schon 
in die geschichtlich bekannten Zeiten hinein. 
Beck, Die Geschichte des Eisens, 1892—1905. Lindenschmidt, 
Handb. d. deutschen Altertumskunde, 1880 f. 
§ 2. Entstehung von Sprache, Religion, Kunst und 
Wissenschaft. 
Literatur. Neben Hoernes II 530 f. vgl. Schurtz, Urgeschichte der Kultur, 
1900. Völkerkunde, 1903. Meyer GdA I 1 (1910). Schräder, Sprachver¬ 
gleichung u. Urgeschichte. 
Allgemeines. Für alle die Fragen nach der Entstehung und ältesten 
Entwicklung der geistigen Kultur stehen uns, abgesehen von der bildenden 
Kunst, keine unmittelbaren Quellen zu Gebote. Denn die Zeiten, aus denen 
uns überlieferte Mitteilungen vorliegen, stellen bereits eine sehr weit vor¬ 
geschrittene Entwicklungsstufe dar. Doch fehlt es nicht an Hilfsmitteln, 
die uns instand setzen, wenigstens ein ungefähres Bild auch der geistigen 
Entwicklung jener ältesten Zeiten aufzubauen. Eines dieser Hilfsmittel 
ist die psychologische Wissenschaft. Ihre allgemeinen Gesetze einer¬ 
seits, Analogien mit dem geistigen Werden des einzelnen Menschen anderer¬ 
seits gestatten mit einem gewissen Grade von Wahrscheinlichkeit Rück¬ 
schlüsse aus uns bekannten Zuständen auf den Werdegang. Als zweites 
kommen in Betracht die Überreste uralter Vorstellungsweisen, die in 
Märchen, Sagen, Volkssitten und Gebräuchen vorhanden sind. Erst in 
neuerer Zeit hat sich diese Forschung zu einer besonderen vielgepflegten 
Wissenschaft ausgestaltet (Folklorismus), deren Bahnbrecher für 
Deutschland die Gebrüder Grimm gewesen sind und in der heute neben
	        
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