§ 158. Die öffentlichen Spiele 
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§ 158. Die öffentlichen Spiele. 
Literatur. Friedländer bei Marquardt* StV III2 482 — 566 u. Darstel¬ 
lungen aus der Sittengeschichte Roms, 19108, II 293 — 649. A. Meißner, Altröm. 
Kulturleben, 1908, S. 179 — 205. Zur Zahl der Sitzplätze in den antiken Schaugebäuden 
vgl. Hülsen, Bulletino comunale di Roma 1894, 22, 318 — 324. 
Die Entstehung der Spiele. Ludi, ursprünglich Wettfahrten, treten 
in Rom zuerst auf als religiöse Festveranstaltungen zu Ehren des Mars 
und Konsus (Equirria und Konsualia). Seit ältester Zeit werden aber auch 
Spiele bei besonderen Veranlassungen, hauptsächlich beim Beginn und 
im Verlauf von Kriegen, gelobt und zur Lösung der Gelübde als für die von 
den Göttern erwiesene Gnade veranstaltet (ludi magni, maximi, votivi). 
Aus der Wiederholung solcher außerordentlichen einmaligen Spiele wurden 
mit der Zeit Jahresfeste, deren Zahl unter Sulla bis auf sieben stieg: ludi 
Romani 5.—19. Sept., ludi plebeii 4.—17. Nov., Cerialia 12.—19. Apr., 
ludi Apollinares 6.—13. Juli, Megalesia 4.—10. Apr., Floralia 28. Apr. — 
3. Mai, ludi victoriae Sullanae 26. Okt.—1. Nov. 
Spielgeber. Die für den Dienst der Gottheiten vorgeschriebenen Spiele 
besorgten die Priester, u. zw. die pontifices, wenn nicht ein eigenes 
Kollegium für den betreffenden Kult eingesetzt war. Die ludi votivi wurden 
ihrem Charakter entsprechend von Beamten ausgerichtet, und zwar 
zunächst von den Konsuln, später meist von den Ädilen. 
Die Spielkosten trug die Staatskasse (aerarium). Da deren Zuschüsse 
aber bei weitem nicht ausreichten, um die ständig wachsenden Kosten 
zu decken (Marquardt StV II2 86), so mußten die Spielgeber von 
ihrem Vermögen zusetzen. Im J. 28 v. Chr. fand sich deshalb für die 
Ädilität unter den verarmten Senatoren kein Bewerber mehr (Dio LIII 2). 
Ehrenplätze. Besondere Plätze waren den Beamten und Priestern 
angewiesen; doch konnten diese ihre Plätze nicht bloß abtreten, sondern 
auch vermieten. 
Das Theater. Schon im J. 364 wurden etruskische Pantomimen 
eingeführt (Liv. VII 2, 3f. Val. Max. II 4, 4), aber eigentliche dramatische 
Aufführungen erhielt Rom erst 240 durch Livius Andronikus (Cic. Brut. 72), 
Den Senatoren gehörten die vordersten Sitzreihen; die nächsten 14 Bänke 
waren den Rittern Vorbehalten, die Plätze des Volkes nach Tribus abgeteilt 
(Marquardt StV III2 534). Die Einführung der Zeltdächer (vela) wird 
dem Q. Katulus (Konsul 78) zugeschrieben. Pompejus ließ zuerst Wasser ins 
Theater leiten, um die Hitze zu mildern; M. und L. Lukullus sollen im 
J. 79 die drehbaren Kulissen eingeführt haben (Val. Max. II 4, 6). Zu 
den Einnahmen des Roscius vgl. Cic. Rose. com. 23. Plin. VII 129. Ma- 
crob. III 14, 13. Besondere Gattungen von dramatischen Aufführungen 
bildeten 1. die Atellane, ein Possenspiel mit festen Rollen (Pappus oder 
Kasnar, Bukko, Makkus und Dossennus), 2. der Mimus, ebenfalls ein 
Charakterbild aus dem gemeinen Leben, aber ohne feste Rollen, 3. der 
Pantomimus, die Darstellung eines dramatischen Gegenstandes durch 
Tanz und rhythmische Bewegungen, von einem einzigen Tänzer aus¬ 
geführt, 4. die Pyrrhicha, eine Art dramatischen Balletts. Mit alleiniger 
Ausnahme der Mimen, in denen Frauen auftraten, wurden sämtliche 
Rollen von Männern gegeben; als Tänzerinnen nennt Cicero Dionysia 
(Rose. com.'r23) und Kytheris (ad Att. X 10, 5), die Geliebte des Antonius.
	        
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