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mit den römischen Katholiken zu verschaffen, die Kon söderat ion 1 von Bar ge¬
bildet, welche die Ausschließung der Dissidenten verlangte. In dem hierüber entstan¬
denen Bürgerkrieg wandte sich Rußland gegen die Konföderierten nnd gegen die Türkei,
welche sich der Konföderierten annahm. Für die über die Türken erfochtenen Siege
machte sich daun Rußland mit Zustimmuug Österreichs und Preußens durch polnisches
Land bezahlt.
Ruß l an d erhielt 2000Quadratmeileu mit Vh Millionen Einwohnern, O st er¬
reich 1300 Quadratmeilen mit 2:/2 Millionen Einwohnern (und den Salzwerken von
Wiliczka): Preußen gewann durch diesen Gewaltakt nicht nur 645 Quadratmeilen
mit V2 Million Einwohnern, sondern auch eine Verbindung zwischen seinen mittleren
und östlichen Besitzungen. (Seitdem nannte sich Friedrich erst König von Preußen;
siebe S. 107).
4. Österreichs Versuche, Bayern zu erwerben und der
Fürstenbund von 17 85. Als die von Ludwig dem Bayern begründete
jüngere Linie des Hauses Wittelsbach mit Max III. Joseph 1777 ausstarb,
machte Österreich, das einen Ersatz für Schlesien und eine Verbindung mit
seinen westlichen Vorlanden wünschte, wiederholt Versuche, Bayern zu ge¬
winnen.
a) Mit Zustimmung des kinderlosen Kurfürsten Karl Theodor, der
als Haupt der älteren (von Ludwigs d. B. Bruder Rudolph stammenden)
Linie des Hauses Wittelsbach seit 1777 Pfalz-Bayern vereinigte, besetzten
österreichische Truppen auf Grund veralteter Ansprüche Niederbayern und einen
Teil der Oberpfalz. Dagegen erhob der voraussichtliche Erbe von Pfalz-
Bayern, Karl II., Herzog von Zweibrücken, von Preußen bestärkt, Ein¬
sprache beim Reichstag. Als Friedrich II. Truppen in Böhmen einrücken
ließ, schien ein bayerischer Erbfolgekrieg unmittelbar bevorstehend, aber die
friedliebende Maria Theresia entsagte zu Teichen (1779) den Ansprüchen auf
Bayern. Nur das sog. Jnnviertel (das Land zwischen Donau, Inn, Salza
„und Traun) kam an Österreich.
b) Als später Kaiser Joseph die Verhandlungen mit Karl Theodor
wegen Abtretung Bayerns (gegen die österreichischen Niederlande und die Ver¬
leihung des Titels eines Königs von Burgund ^) wieder aufnahm, trat auf
Ersuchen des Herzogs von Zweibrücken Friedrich II. abermals als „Be¬
schützer der deutschen Reichsverfafsmtg" auf und brachte im Jahre 1785 eine
Verbindung der norddeutschen und rheinischen Staaten zustande unter dem
1 Konföderation, eigentlich der Name für außerordentliche Reichstage, weiterhin
für Sonderbünde eines Teiles des Adels.
2 Vergl. die Verhandlungen zwischen Friedrich UI. und Karl dem Kühnen, auch
Ludwig XIV. schmeichelte dem Ehrgeiz eines pfälzischen Kurfürsten (Karl Ludwig) mit der
Aussicht auf die burgundische Königskrone.