Full text: Die neuere Zeit (Teil 3)

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Prag gab er sich zoologischen, antiquarischen i und alchymistischen Stndien hin. Er 
berief den dänischen Astronomen und Astrologen Tycho deBrahe als Leiter seiner 
Sternwarte nach Prag und gab ihm den aus Weil der Stadt gebürtigen Kepler 
an die Seite. 
Wenn sich 80 Jahre früher die Protestanten in dem Schmalkaldener Bund 
gegenüber der Übermacht des Kaisers vereinigt hatten, so traten 1608 die prote- 
stantischen Stände nicht gegen den schwachen Kaiser, sondern gegen die katholische 
Mehrheit der Stände zusammen. Damals hatte die Führung Kurf a äffen (die 
ernestinische Linie), während jetzt der reformierte Kurfürst der Pfalz die Führung 
übernahm und das lutherische Kursachsen (die albertinische Linie) abseits stand und 
auch in der Folgezeit sich zum Haus Habsburg hielt. Dagegen traten Knrbrandenbnrg 
und Hessen-Kassel, sowie die bedeutenderen süddeutschen Reichsstädte der Union bei, 
deren Urheber eigentlich der rührige Christian von Anhalt war. 
Wie vor 80 Jahren die tv itfeT§Tsach if cf) eit Herzoge Bayerns der neuen 
Richtung gegenüber einen Bund der Altgläubigen veranlaßten , so brachte auch 1608 
Maximilian von Bayern der von seinem pfälzischen Verwandten geführten Union 
gegenüber die katholische Liga zustande und bewährte sich in der ganzen Zeit seiner- 
langen Regierung (1598—1651) als eifrigere Vorkämpfer des Katholizismus. 
Der Kaiser stand beiden Sonderbünden fern, zunächst auch Erzherzog Ferdinand, 
Maximilians Jugendfreund und Gesinnungsgenosse, der in seinen Erblanden (Steier¬ 
mark) die unter seinen Vorgängern geduldete Reformation ausrottete. 
2. (Der Jülich-Klevisch e Erbfolg estreit). Als 1609 der letzte 
Herzog von Jülich, Kleve und Berg kinderlos starb, erhoben zwei protestantische 
Fürsten, der Kurfürst Johann Sigismund von Brandenburg und 
der Pfalzgraf Wolfgang Wilhelm von Neuburg, auf Grund ihrer 
Verwandtschaft mit Schwestern des verstorbenen Herzogs Anspruch auf das 
Land. Der Kaiser suchte der Besitznahme der erledigten Gebiete durch 
protestantische Fürsten entgegenzutreten. Darauf versprachen die llmoiLund 
König Heinrich I V. von Frankreich den Erben Unterstützung gegen den Kaiser, 
der seinerseits Spanien und die Liga hinter sich hatte. Die Ermordung 
Heinrichs IV. (1610),verhinderte den Ausbruch des Krieges. 
Später (1614), trat der Pfalzgraf von Nenburg (a. d. Donau) zur katholischen 
Srcche über, während der Kurfürst von Brandenburg für sich und sein Haus das 
reformierte Bekenntnis annahm (sein Land beharrte bei der lutherischen Lehre). Das 
streitige Land wurde zwischen Psalz-Nenbnrg und Brandenburg geteilt (endgültig erst 
1666): Brandenburg erhielt Kleve, Mark und Ravensberg: an Pfalz-Neu¬ 
burg fiel Jülich und Berg. So wurde für fast 200 Jahre (bis 1806) eine wittels- 
bachische Nebenherrschaft am Niederrhein (mit der Hauptstadt Düsseldorf) begründet, 
1 Von Rom erhielt er einmal ein Verzeichnis von „Antiquitäten von Marmelstein, 
kleinen kupfernen Götzen, allerlei römisch-heidnische Ding"; auch der sog. codex argenteus, 
die Handschrift der Bibelübersetzung des gotischen Bischofs Ulfilas befand sich in feiner Samm¬ 
lung, aus der er später von den Schweden nach Upsala entführt wurde. 
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