Full text: Die neuere Zeit (Teil 3)

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böhmischen Aufstand ein deutscher Bürgerkrieg, der durch das 
Heer der katholischen Liga für den Kaiser entschieden wurde. Aber das Be¬ 
streben des Kaisers, den Sieg einerseits zur Wiederherstellung des Katholi¬ 
zismus, andrerseits zur Stärkung der habsburgischen Macht auszunützen, 
führte die Einmischung fremder Mächte herbei 
a) Dänemarks, 
b) Schwedens, 
c) Frankreichs. 
Durch das Eingreifen der letzten Macht verlor der Krieg vollends seinen 
Charakter als Religionskrieg. 
Geführt wurde der Krieg von beiden Seiten durch Söldnerheere, 
mit deren zunehmender Verwilderung auch die Verarmung und Entsittlichung 
des deutschen Volkes Hand in Hand ging. Das Ergebnis des Krieges war 
eine schwere Einbuße Deutschlands an Macht, Wohlstand und Bildung. 
I. Der böhmisch-pfälzische Krieg. 1618 — 23. 
1. (Anlaß und Beginn des Krieges). Die durch Bedrohung 
ihrer protestantischen (ntraqnistischen) Religion aufgeregten Böhmen gerieten 
nach einer Gewaltthat gegen zwei Räte des Kaisers Matthias zu Prag 
(22. Mai 1618) in offenen Aufstand. Die protestantischen Stünde bemäch¬ 
tigten sich der Regierung und führten unter dem böhmischen Grafen Matthias 
von Thnrn und dem Söldnerführer Ernst von Mansfeld mit Erfolg 
den Krieg gegen die kaiserlichen Truppen. 
Nach dem Tode des Kaisers Matthias (im März 1619) rückte Graf 
Thurn vor Wien gegen König Ferdinand, der gleichzeitig von den öster¬ 
reichischen Ständen hart bedrängt war. Aber durch eine Niederlage des 
Grasen Mansfeld bei Bndweis wurde Graf Thurn zum Abzug genötigt 
und König Ferdinand aus seiner Notlage befreit (im Sommer 1619). 
Der Abt von B rau na u (im nordöstlichen Bobinen) hatte dortselbst eineprotestantische 
Kirche schließen, der Erzbischof von Prag eine in Kloster grab erbaute Kirche nieder¬ 
reißen lassen. Dies sahen die böhmischen Protestanten als eine Verletzung des Ma¬ 
jestätsbrieses an; vergl. S. 52. 
Die Böhmen, von Mißtrauen gegen die Räte des abwesenden Kaisers Matthias 
erfüllt, drangen geführt von dem ehrgeizigen Grafen von Thurn, in die Bnrg zu Prag 
nnd verlangten von denselben Rechenschaft über die Maßregeln gegen die Protestanten. 
Nach einem Wortwechsel warfen sie zwei kaiserliche Räte, Martiniz und Slawata, 
samt einem Geheimschreiber aus den Fenstern; vergl. den Beginn des Hnsitenkrieges. 
Ferdinand, in der Hofburg zu Wien von den evangelischen Ständen Nieder¬ 
österreichs hart bedrängt und zugleich durch das vor der Stadt liegende Heer Thurns 
bedroht, blieb standhaft gegenüber Dem Verlangen, eine Kapitulation zu unterschreiben, 
und wurde im entscheidenden Augenblicke durch 500 Kürassiere, welche der bei Budweis
	        
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