Full text: Die neuere Zeit (Teil 3)

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Besiegten 5000 Mann verloren, floh das unglückliche Königspaar über Breslau und 
Berlin nach Holland. 
In Böhmen wurde höchst gewaltsam der Katholizismus wieder eingeführt, der 
Majestätsbrief von Ferdinand eigenhändig zerschnitten, gegen 30 000 Familien, darunter 
viele von Adel, wanderten aus. 
Die Union löste sich nach der Ächtung ihres Hauptes auf xtiergl. 1547; die pro¬ 
testantischen Höfe des Auslandes thaten nichts für den mit den Königshäusern von 
England und Dänemark nud mit dem Hanse Oranien verwandten länderlosen Friedrich 
von der Pfalz. 
Der Krieg in der Rheinpfalz hatte schon 1620 mit einem Einfalle Spinolas 
von den Niederlanden her begonnen; nach der Unterwerfung Böhmens nahm Maxi¬ 
milian die feinem Herzogtum zunächst liegende Oberpfalz ein uud stellte auch hier 
den Katholizismus wieder her. Der Feldherr der Liga T i lly laus wallonischem Adel) 
gewann im Jahre 1622 am Rhein allmählich die Oberhand: nach einem Vorteil des 
Grafen Mansfeld über Tilly bei Wiesloch (unweit Heidelberg) siegte letzterer bei 
Wimpfen (a. Neckar) über den Markgrafen Georg Friedrich vonBaden-Durlach und 
bei Höchst (am Main) über den Herzog Christian von Braunschweig (den Administrator 
von Halberstadt) i; hierauf fielen die festen Plätze Frankenthal, Mannheim und Heidel¬ 
berg. Die Bibliothek, welche die pfälzischen Kurfürsten dort seit 1386 angesammelt 
hatten, kam als Geschenk Maximilians für den Papst nach Rom, wo sie noch heute 
als Palatina einen Bestandteil der vatikanischen Bibliothek ausmacht. (Ein Teil der¬ 
selben kam 1815 auf dem Umwege über Paris nach Heidelberg zurück; vergl. § 41, 5). 
Auf dem Reichstage zu Regeuebnrg wurde im Jahre 1623 Kur, Reichsvikariat 
und Truchsessenamt vom Kaiser an Maximilian übertragen. Der Kurfürst von Sachsen 
behielt vorläufig die 1620 von ihm für den Kaiser eroberte Lausitz. 
II. Der uiedersächsisch-dänische Krieg. 1625—29. 
1. Im Einverständnis mit England und Holland trat der dänische König 
Christian IV., als Herzog von Holstein deutscher Reichsfürst und Kreis¬ 
oberster des niedersächsischen Kreises, für den durch den Kaiser und die Liga 
bedrohten Protestantismus in Norddeutschland ein (1625). Gegen das dänisch- 
niedersächsische Heer und die Truppen des Grafen Mansfeld stellte der Kaiser 
außer dem ligistischen Heer unter Tilly ein von Wallen st ein neugeworbenes 
Heer ins Feld. Wallenstein siegte (im April 1626) an der Dessauer Elb¬ 
brücke über Mansfeld, welcher hierauf nach Ungarn zog, um sich mit Beth len 
(55 a Bor, dem kalvinistischen Fürsten Siebenbürgens, zu vereinigen. Dieser 
aber ließ sich in Friedensunterhandlungen mit Österreich ein und Mansfeld 
starb (Nov. 1626) auf dem Wege nach Venedig. Unterdessen hatte Tilly das 
auf dem Rückzug befindliche Heer König Christians bei Lutter am Baren- 
berg eingeholt und geschlagen (Aug. 1626). 
1 Vgl. die Charakteristik der drei protestantischen Führer in Schillers Geschichte des 
dreißigjährigen Krieges.
	        
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