Full text: Mittelalter (Teil 2)

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Auf Bitten seines Halbbruders Drogo, den er einst ins Kloster ge¬ 
schickt, verzieh Ludwig seinem Sohne mit den Worten: „Da Ludwig nicht 
zu mir kommen kann, so will ich das Meinige thun unb rufe Gott unb 
Euch zu Zeugen an, baß ich ihm alles, was er gegen mich gefünbigt hat, 
vergebe. Ihr aber möget ihn erinnern, baß er meine grauen Haare mit 
Herzeleib in bie Grube gebracht hat." 
Nach Ludwigs Tode kam es zwischen den Brüdern selbst zu 
einem dreijährigen Kriege (840—843), der durch den Vertrag zu 
Verduu beendigt wurde (843). Bei der Teilung erhielt Ludwig 
das Land östlich vom Rhein (Deutschland) und jenseits desselben 
die Städte Mainz, Speier itrtd Worms (des Weinbaues wegen); 
Lothar bekam Italien mit der Kaiserwürde, dazu noch das Gebiet, 
welches östlich vom Rhein, westlich von der Rhone, Saone, Maas 
uud Schelde begreuzt wird (nachmals Lothringen genannt); Karl 
der Kahle erhielt das westliche Frankenreich (Frankreich). 
Die Karolinger erloschen in Italien schon mit Lothars Sohn, dem 
Kaiser Lubwig (870), in Frankreich regierten bie Karolinger, schwache Re¬ 
genten, bis 987, wo Hugo Capet bas Haus ber Capetinger begrünbete 
(987—1328). — In Dentschlaub regierten die Karolinger bis 911. Lud¬ 
wig der Deutsche (843—876), ein kräftiger Herrscher, hatte fortwährend mit 
den Slaven und Normannen zu kämpfen. Letztere, ans Seandinavien 
kommend, befuhren als Sechelden das Meer, liefen in die Mi'indnngen der 
Flüsse ein, verbrannten die Städte und schleppten Menschen und Schätze 
hinweg. Nach Ludwigs Tode gelang es Karl dem Dicken (884—887), 
noch einmal fast das ganze Reich Karls des Großen zu vereinigen, aber 
seine Schwäche veranlaßte die Großen, ihn auf dem Reichstage zu Tribur 
abzusetzen und Arnulf von Kärnthen zu erheben (887—899). Er schlug 
die Normannen bei Löwen an der Dylc (891). Um den Mährenherzog 
Zwentibold zu bezwingen, benutzte er die Magyaren oder Ungarn, an 
denen Deutschland in der Folge die grimmigsten Feinde haben sollte. Sein 
Sohn Ludwig das Kind (899—911) vermochte nicht das königliche An¬ 
sehen zu behaupten. Das Reich, von Normannen und Ungarn heimgesucht, 
von inneren Fehden zerrissen, befand sich im Zustande der größten Ver¬ 
wirrung, so daß man sagte: „Wehe dem Lande, des König ein Kind ist."
	        
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