Full text: Mittelalter (Teil 2)

44 
Zu Fritzlar ward er von den fränkischen und sächsischen Großen 
als König begrüßt (919). 
Als der Erzbischof von Mainz herantrat, den neuen König zu salben, 
sagte dieser: „Es ist mir genug, daß ich aus meinem Volke zuerst zur 
königlichen Würde gelangt bin; euer Salböl hebt siir Würdigere auf, für 
mich ist diese Ehre zu groß." 
So war das Königtum vom Stamme der Franken auf den 
Stamm der Sachsen übergegangen. Heinrich war ein Mann voll 
Einsicht und Thatkraft, voll frommen Sinnes im Geiste seiner 
Zeit. Anfangs wurde er nur von den Franken und Sachsen an¬ 
erkannt; bald wußte er aber auch die Schwaben und Baiern, ja 
sogar die Lothringer zu gewinnen. 
Nun wandte er alle Kraft auf die Bekämpfung der Ungarn, 
die seit Arnulfs Zeiten verheerende Einfülle in Deutschland machten. 
Im Jahre 924 brachen sie mit erneuter Wut bis nach Thüringen 
vor unter Mord und Raub, unter Sengen und Brennen. Heinrich 
mußte sich in die Stadt Verla im Hildesheimschen zurückziehen. 
Gegen Auslieferung eines gefangenen Fürsten verstanden sich die 
Ungarn zu einem neunjährigen Waffenstillstand, wogegen ihnen 
Heinrich noch einen jährlichen Tribut zahlte. Die Waffenruhe 
wußte der König trefflich zu benutzen. Er legte Festungen an und 
setzte die vorhandenen in besseren Stand. Der nennte Mann der 
Bevölkerung mußte als Dienstmann in die Burg gehen (Bürger), 
die übrigen mußten ein Drittel des Feldertrags in die Burg ablie¬ 
fern. Von der Anlage dieser festen Plätze, ans denen in der Folge 
Städte (Merseburg, Quedlinburg, Nordhausen u. a.) entstanden, 
führt Heinrich den Namen des Städtebauers. Aber die Deut¬ 
schen liebten den Aufenthalt in den Städten nicht, in denen sie 
nur „Gräber" sahen; doch Heinrich überwand ihren Widerwillen 
und wurde Gründer des Bürgerstandes. Außerdem verwandte er 
seine Sorge auf Verbesserung des Fußvolks und Ausbildung einer 
tüchtigen Reiterei. 
Nach diesen Vorbereitungen zog er gegen die slavischen Ha- 
veller und eroberte mitten im Winter „durch Eis, Eisen und 
Hunger" ihre Hauptstadt Bren na borg (Brandenburg). Dann
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.