Full text: Neuere Zeit (Teil 3)

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Am 11. Juni 1829 vermählte er sich mit der Prinzessin Au- 
gusta von Sachsen-Weimar. *) Nach der Thronbesteigung seines kin¬ 
derlosen Bruders erhielt er als mutmaßlicher Thronerbe den Titel 
Prinz von Preußen. Im Jahre 1849 führte er den Oberbesebl 
über die preußischen Truppen und besiegte in einem kurzen glücklichen 
Feldzuge den Aufstand in der bairischen Pfalz und in Baden, wo 
man die Republik ausgerufen hatte. 
Nach dem Antritt der Regentschaft begann in Preußen die 
„neue Ära" (Zeitalter), und ein frischer Geist begann sich zu regen. 
Den versammelten Landtag forderte der Prinz-Regent auf, mit ihm 
Preußens^ Fahne hoch zu halten, auf welcher stehe: „Königtum von 
Gottes Gnaden, Festhalten an Gesetz und Verfassung, Treue des 
Volkes und des siegreichen Heeres, Gerechtigkeit, Wahrheit, Vertrauen, 
Gottesfurcht." In dem französisch-östreichischen Kriege (1859) nahm 
Preußen eine entschiedene Stellung ein.**) Als Östreich die Hülse 
Preußens als selbstverständliche Pflicht verlangte, wies der Prinz- 
Regent diese Zumutung zurück. Zwar rüstete er gegen Frankreich, 
als dessen siegreiche Übermacht bedrohlich ward, und stellte beim deut¬ 
schen Bunde den Antrag auf Mobilmachung, verlangte aber auch die 
Oberleitung des Krieges in Deutschland. Östreich konnte sich indessen 
nicht dazu verstehen, Preußen die ihm in Deutschland gebührende 
Stellung einzuräumen. 
Nach dem Tode des Königs folgte ihm am 2. Januar 1861 
der Regent als König Wilhelm I. Unter großen Feierlichkeiten 
setzte er sich am 18. Oktober 1861 in der alten Krönungsstadt 
*) Sie gebar am 18. Oktober 1831 den Kronprinzen Friedrich Wilhelm 
und am 3. Dezember 1838 dir Prinzessin Luise, jetzt Großherzogin von 
Baden. Der Kronprinz vermählte sich im Januar 1858 zu London mit der 
ältesten Tochter der Königin von England, Victoria Prinzeß Royal von 
England. Am 27. Januar 1859 wurde ihnen Prinz Friedrich Wilhelm 
Victor geboren, 1862 Prinz Heinrich. 
**) Victor ßmcinuel, König von Sardinien, unterstützt von seinem 
Minister Cavour, wollte Italien vom östreichischen Joche befreien nnd seine 
Einigung vollenden. Kaiser Napoleon III. von Frankreich leistete ihm Hülfe, 
und die Franzosen verbanden sich mit den Sarden. Die Ostreicher fochten 
tapfer, wurden aber — Radetzki war gestorben — schlecht geführt und mußten 
nach den Niederlagen bei Magenta und Solfcrino im Frieden zu Villa¬ 
franca (1859) die Lombardei an Napoleon abtreten, die Victor Emanuel 
mit Sardinien vereinigte und dafür Savoyen uud die Grafschaft Nizza an 
Napoleon abtrat (1860). Der kühne Garibaldi, Führer italienischer Frei¬ 
scharen, brachte Sicilien und Süditalien in seine Gewalt, und Victor Emanuel 
wurde zum König von Italien ausgerufen. Ganz Italien, mit Ausnahme 
von Venedig nnd Rom, war zu einem Reiche vereinigt (1861).
	        
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