Full text: Leitfaden für den Geschichts-Unterricht in mecklenburgischen Volksschulen

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mehr als alle Mönche, um sich dadurch die Seligkeit zu ver¬ 
dienen. Weil er aber die Gebote Gottes doch nicht zu halten 
vermochte und in Gott nur den furchtbaren, strengen Richter 
iah, so versank er immer tiefer in Angst und Schwermuth. 
Dr. Staupitz, Vorstand des Augustinerordens in Deutschland, 
sowie ein älterer Klosterbruder trösteten Luther und wiesen ihn hin 
auf das Wort: „Ich glaube an eine Vergebung der Sünden." 
So erkannte Luther allmählich den rechten Grund unserer Selig¬ 
keit, nämlich die Gnade in Jesu Christo. Im Jahre 1508 
wurde er aus Dr. Staupitzens Vorschlag vom Kurfürsten Friedrich 
dem Weifen als Profeffor an die Universität zu Wittenberg be¬ 
rufen. Bald wurde er hier auch zum Prediger gewählt. Nach 
einigen Jahren (1510) machte Luther im Aufträge feines Ordens 
eine Reife nach Rom. Zu feiner großen Verwunderung fand 
er hier unter den Geistlichen die größte Sittenlosigkeit! Der 
Papst Leo X. wollte seine leeren Kassen stillen und schrieb für 
Deutschland einen großen Ablaß aus, welchen er an den Erz¬ 
bischof Albrecht zu Mainz und Magdeburg verpachtete. Dieser 
schickte nun seine Händler aus. Der unverschämteste von allen 
war Johann Tetzel. Als derselbe nach Jüterbogk kam, holten 
auch einige aus Luthers Gemeinde sich Ablaß und glaubten nun, 
der Buße nicht zn bedürfen. Dies veranlaßte Luther, am 
31. Oktober 1517 95 Sätze an die Schloßlirche zu Wittenberg 
zu schlagen, in welchen er den Ablaß für Unfug erklärte und 
auf oen Glauben hinwies. Luther wollte keineswegs den Papst 
angreifen , vielmehr schrieb er einen demüthigen Brief an den¬ 
selben. Nachdem Luther sich geweigert hatte, vor dem Papste 
in Rom zn erscheinen, mußte er sich vor dem Kardinal Kajetan 
zu Augsburg stellen (1518). Vergebens suchte dieser Luther 
zum Widerruf zu bewegen. In einer Disputation, welche er 
dann (1519) mit Dr. Eck, Profeffor zu Ingolstadt hatte, griff 
Luther schon die unbeschränkte Autorität des Papstes und der 
Konzilien an. Aus Ecks Veranlassung wurde Luther darauf 
vom Papste in den Bann gethan. Diese Bannbulle verbrannte 
Luther vor dem Elsterthore zn Wittenberg. Damit sagte er sich 
von der katholischen Kirche los. Auf dem Reichstage zu Worms 
(1521) vertheidigte Luther feine Lehre vor Kaiser und Reich, 
lehnte aber jeden Widerruf ab, bevor man ihm aus Gottes 
Wort Irrthümer nachgewiesen habe. Vier Wochen nach Luthers 
Abreise erfolgte das Wormser Edikt, durch welches die Reichsacht
	        
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