22. Zur Gesundheitspflege.
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bläschen, endigt. Durch das wechselsweise Einziehen und Ausstoßen
von Luft wird bewirkt, daß der Sauerstoff der Luft von dem Blute,
welches die Lunge durchströmt, aufgenommen und dagegen Kohlensäure
und Wasserdampf aus dem Blute an die Luft abgegeben wird. Die
Luft, welche einmal in den Lungen gewesen ist, taugt, wenn sie wie—
der ausgeatmet worden ist, nicht mehr dazu, noch einmal zu dem—
selben Zwecke verwendet zu werden. Damit wir immer frische Luft
einatmen, muß die Luft im Zimmer erneuert werden, zumal wenn
sich zu gleicher Zeit viele Menschen in demselben aufhalten. Man
kann sich daraus auch leicht erklären, warum das Atmen in einem
geschlossenen Zimmer erschwert wird, in welchem sich eine große Zahl
bon Menschen befindet, und warum Menschen ersticken und sterben
müssen, wenn sie nicht mehr atmen können, oder wenn sie eine Luft
atmen müssen, die schon einmal eingeatmet, oder auf andere Weise
mit schädlichen Dünsten vermischt worden ist.
ä. Vom Ersticken durch Kohlensäure. Viele Menschen haben
schon beim Graben oder Reinigen von Brunnen ihr Leben verloren,
indem sie eine mit einer großen Menge Kohlensäure vermischte Luft
einatmeten, wie solche bisweilen dem Innern der Erde entströmt.
Dieselbe Kohlensäure kommt auch in Kellern und Brauereien vor, wo
Flüssigkeiten in Gärung begriffen sind, und die Luft kann an solchen
Orten so schädlich werden, daß Menschen, welche heineinkommen, auf
der Stelle iot niederstürzen. Die Vorsicht gebietet daher, bevor man
in einen Brunnen sieigt, oder in einen Raum sich begiebt, wo sich
gärende Flüssigkeiten befinden, erst die Beschaffenheit der Luft zu
prüfen. Dies geschieht durch ein Licht. Brennt dasselbe gut, so hat
es keine Gefahr; brennt es aber düster, oder löscht es aus, so muß
man durch einen frischen Luftzug die schädliche Luft hinauszuschaffen
suchen. Die Luftart, welche sich bei dem Glühen von Holz⸗ und Stein⸗
kohlen entwickelt, nämlich Kohlensäure und sogenanntes Kohlenoxydgas,
ist ebenfalls gefährlich für das Leben, wenn viel von einer damit an⸗
gefüllten Luft eingeatmet wird. Daher sind schon manche Menschen
in ihren Betten erstickt gefunden worden, welche die Unvorsichtigkeit
begaugen hatten, vor dem Schlafengehen das Ofenrohr zu einer Zeit
zu schließen, wo die Kohle oder das Holz im Ofen noch nicht gehörig
ausgebrannt war.
e. Von der Verdauung. Die Verdauung geht in folgender
Weise vor sich. Während des Kauens werden die Speisen mit Speich el
befeuchtet, welcher aus den Speicheldrüsen kommt. Diese befinden sich
unter der Zunge, an den untern Seitenflächen des Unterkiefers und vor
und unter dem äußern Ohre. Schon hiermit beginnt die Auflösung
der Speisen. Ihre Verdauung wird daduͤrch vorbereitet. Die gekauten
Speisen werden hierauf durch die Bewegungen der Zunge über die
Luftröhrenöffnung hinweg nach hinten in den Rachen und von hier in
die Speiseröhre geschoben, durch welche die Speisen hinabgeschluckt
Perden. Damit hierbei nichts in die Luftröhre gelangt und starken