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fernten Provinzen wegführen zu lassen. Jnzwifchen war L. Opimin s, der
Bezwinger des ausständischen Fregellä, einer der entschlossensten Optimalen,
zum Konsul gewählt worden, und als C. Gracchus aus Afrika zurückkehrte,
fiel er bei der Wiederbewerbung um das Tribunal durch. Alsbald wurden
allerhand Vorzeichen nach Rom gemeldet, wodurch die Götter ihren Wider¬
willen gegen die Erbauung einer neuen Stadt auf dem verfluchten Boden
Karthagos ausgesprochen hätten, und so wurde deren Aufhebung beim Volke
beantragt. Dies sollte der Senatspartei der Anlaß werden, den Gracchus
mit dem ihm treu gebliebenen Anhange völlig unschädlich zu machen. Am
Tage der Abstimmung wurde in dem entstehenden Getümmel von den Leuten
des Gracchus ein Liktor getötet; infolge davon übertrug der Senat mittelst
der bekannten Formel: der Konsul solle Sorge tragen, daß die Wohlfahrt
des Staates ungeschädigt bleibe, dem Opimins die Gewalt eines Diktators.
Sofort griff er mit seinen Bewaffneten den Aventinus, wo sich die Demokraten
verschanzt hatten, an: M. Fulv ius Flac cus fiel mit einem seiner Söhne
im Streite, und C. Gracchus, der fliehend die andere Seite des Tiber-
flusses erreicht hatte, ließ sich, da er keinen Ausweg der Rettung sah, von
einem getreuen Sklaven das Schwert in die Brust stoßen. Sein Kopf wurde
von dem Konsul mit schwerem Golde ausgewogen und seinem Überbringer,
einem früheren Freunde des Getöteten, bezahlt. Die Leichen der Erschlagenen,
3000 an Zahl, stürzte man in den Fluß.
Ihren Sieg, der diesmal weit vollständiger war, als beim Tode des älteren
Gracchus, benutzte die Nobilität aus der einen Seite mit Vorsicht, auf der
anderen mit Nachdruck zu ihrem Vorteile. Dm Rittern ließ man die Be¬
setzung der Geschworenengerichte, die italischen Bundesgenossen durften den
ihnen zugewiesenen Staatsacker behalten; was der Adel aber selbst noch da¬
von im Besitz hatte, wurde für zinsfreies Privateigentum erklärt. Mit
grausamer Härte verfolgte man nicht allein die überlebenden Anhänger des
Gracchus, sondern man strafte auch die toten mit Einziehung ihres Besitzes.
Den Witwen verbot man, um sie zu trauern, nahm ihnen ihr Heiratsgut;
hiervon errichtete dann der Konsul Opimins der Eoncordia einen prachtvollen
Tempel. Im Volke aber, das seine Führer im Augenblicke der Gefahr ver¬
lassen hatte, und das nach ihrem Tode sogar über die Häuser des C. Gracchus
und M. Fulvius plündernd hergefallen war, lebte später das Andenken an
seine Wohlthäter wieder auf; es ehrte die gracchifchen Brüder damit, daß
ihnen noch jahrelang an den Stätten ihres Todes Erstlingsopfer an
Früchten dargebracht wurden.