Full text: Das Mittelalter, die neuere und die neueste Zeit (Teil 2)

— 117 — 
Böhmen an Georg Podiebrad, in Ungarn an Mathias Korvinus. Beide 
Männer wurden nach des Ladislaus frühem Tode Könige in diesen Ländern. 
Gegen die drohende Türkengefahr riefen Kaiser und Papst die Christenheit 
zu energischer Abwehr aus. Allein der anfängliche Eifer erkaltete bald, und 
so geschah nichts, obgleich immer neue Reichstage berufen wurden. 
Glücklich war Friedrich in der Znfammenbringung der verschiedenen 
Teile von Österreich, welche durch Erbteilungen auseinander gekommen 
waren. Friedrich und sein Sohn Maximilian sind die eigentlichen Be¬ 
gründer der österreichischen Hausmacht (Erzherzogtum Österreich), wozu 
besonders die Vermählung Marimilians mit Maria von Burgund 
beitrug. 
Das Bedürfnis der Reform der Zustände im Reich trat immer mehr 
als dringend hervor, sie erwies sich als ebenso notwendig wie die Reform 
der Kirche. Maximilian hat, wenn auch ohne genügenden Erfolg, feine 
Kraft an dieser Aufgabe versucht. Er schließt den Übergang zur neuen Zeit 
umsomehr ab, als unter ihm und durch ihn die Verknüpfung der deutschen 
Zustände mit den außerdeutschen sich vorbereitete, welche die enge Verbindung 
der europäischen Verhältnisse überhaupt herbeiführte und damit ein charakte¬ 
ristisches Kennzeichen für die Zustände der neuen Zeit schuf. 
Frankreich von Ludwig dem Heiligen bis zum Aussterben 
der Kapetinger. 
Nach Ludwig IX. ist Philipp IV. der Schöne 1285-1314 der nächste 
merkenswerte König von Frankreich gewesen. Über sein Verhältnis zu 
Bonifaz VIII. und Klemens V. sowie über die Vernichtung des Tempel¬ 
ordens s. Seite 95. 
Philipp IV. schritt auf der von Ludwig VI. und VII., von Philipp II. 
und Ludwig IX. betretenen Bahn weiter. Er kann als der erste französische 
Monarch im modernen Sinne betrachtet werden, sowohl in Bezug aus die 
äußere Politik, als auch im Innern durch die Unterwerfung der Kirche 
und des Lehnsadels. Rücksichtslos und erfolgreich ging fein Streben da¬ 
hin, das Recht der Krone zur vollen Geltung zu bringen. Nach außen gelang 
ihm besonders die Vergrößerung Frankreichs auf Kosten des deutschen 
Reichs, denn unter Philipp begannen die Abbröckelungen vom arelatischen 
Reich, von welchem ein Stück nach dem andern losgerissen und mit Frank¬ 
reich vereinigt wurde. 
Eine Folge des Kampfes gegen den Feudaladel war die Hebung des 
Bürgerstandes, da der König in demselben und in den Legisten, den Ver-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.