Full text: Das Mittelalter, die neuere und die neueste Zeit (Teil 2)

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marck den Gasteiner Vertrag für gebrochen. Zugleich trieb er den Bundes¬ 
tag zur Entscheidung. Preußen stellte bei demselben den Antrag, es solle die 
Berufung eines aus allgemeinen Wahlen hervorgegangenen deutschen Parla¬ 
ments zur Beratung der Bundesresorm beschlossen werden und legte zu 
dieser Reform einen Entwurf vor. Die Antwort des Bundestages 
war die Annahme des österreichischen Antrages auf Mobilmachung des ge¬ 
samten Bundesheeres mit Ausnahme der preußischen Truppen. So war 
der Krieg da. Preußen trat aus dem Bundestage aus und forderte von dem 
blinden König Georg von Hannover, von dem König Johann von Sachsen 
und von dem Kurfürsten von Hessen-Kassel die sofortige Erklärung, daß sie 
neutral bleiben und den preußischen Vorschlägen betreffs der Bundesresorm 
zustimmen wollten. Alle drei lehnten ab, und sofort wurden nun ihre 
Hauptstädte Hannover, Dresden und Kassel von preußischen Truppen besetzt. 
Der Kurfürst von Hessen wurde nach Stettin abgeführt; König Johann ging 
mit seinem Heere nach Böhmen; Georg von Hannover versuchte mit seinen 
Truppen nach Süden durchzubrechen, um sich mit dem Bundesheere zu ver¬ 
einigen. Aber er wurde daran verhindert, und trotz des Sieges der 
Hannoveraner bei Langensalza mußten sie schon am Tage daraus, an dem¬ 
selben Orte, vor den Preußen die Waffen strecken (28. Juni 1866). Auch in 
Holstein waren die Preußen unter Manteuffel eingerückt; Gablenz war mit 
den viel schwächeren Österreichern, ohne einen Schwertstreich zu thun, nach 
Hannover zurückgewichen. 
Gegen die Österreicher und Sachsen wurde der Krieg in Böhmen ge¬ 
führt, gegen die Bundestruppen im südwestlichen Deutschland. Außerdem 
wurde in Italien gekämpft. Die wichtigsten Zusammenstöße erfolgten in 
Böhmen. König Wilhelm führte in Böhmen selbst den Oberbefehl über 
das ungefähr 250,000 Mann starke Heer. Chef des Generalstabes war der 
66jährige Feldmarfchall von Moltke; im Gefolge des Königs befanden sich 
auch der Ministerpräsident von Bismarck und der Kriegsminister von Roon. 
Unter dem Könige befehligten: die erste Armee der Prinz Friedrich Karl, 
die zweite der Kronprinz Friedrich Wilhelm, die dritte oder Elbarmee Ge¬ 
neral Herwarth von Bittenfeld. Gegenüber standen etwa 240,000 Öster¬ 
reicher und Sachsen, geführt von dem Feldzeugmeister von Benedei 
Schnell besetzten die Preußen das Königreich Sachsen. Dann erfolgte 
nach einer Reihe von glänzenden Gefechten in den Tagen vom 25. bis zum 
29. Juni (bei Turnau, Podol, Münchengrätz, Hühnerwasser, Soor, Nachod, 
Skalitz, Gitschin u. a. — in allen siegten die Preußen, nur bei Trautenau 
wurden sie infolge der Unvorsichtigkeit ihres Befehlshabers geschlagen —)r 
in welchen die Pässe an der Grenze zwischen Böhmen und Schlesien über-
	        
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