Full text: Das Mittelalter, die neuere und die neueste Zeit (Teil 2)

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trat den Rückzug an. Ein Teil des dritten deutschen Heeres umschloß Stra߬ 
burg ; der Rest zog unter Kronprinz Friedrich Wilhelm gerade auf Paris 
zu. In dieser Richtung wollte auch Bazaine, zunächst nach Verdun, seine 
Truppen führen und sich mit Mac Mahon vereinigen, welcher im Lager von 
Chalons sein Heer wieder zu sammeln und zu ordnen gedachte. Aber die 
Deutschen verhinderten die Vereinigung der beiden französischen Heere durch 
die drei von dem ersten und zweiten Heere unter Prinz Friedrich Karl vor 
Metz geschlagenen sehr blutigen Schlachten bei Courcelles am 14. August 
(General von Manteuffel), bei Bionville und Mars la Tour am 16. August, 
bei Gravelotte und St. Privat am 18. August. Bazaines Heer zog sich 
nun nach Metz zurück, und diese ungemein starke Festung wurde von Prinz 
Friedrich Karl belagert. Durch Abzweigung von dem zweiten Heere wurde 
ein viertes Heer (die Maasarmee) unter dem Kronprinzen Albert von 
Sachsen gebildet. Sie sollte mit dem Kronprinzen von Preußen zusammen 
weiter auf Paris marschieren. Aber Mac Mahon war von Paris ans an¬ 
gewiesen worden, Bazaine zu entsetzen. Als er diesem Befehle nachkommen 
wollte, bemerkten die Deutschen bald seinen Plan, und nun schwenkten die 
Heere ber beiden Kronprinzen (Sieg der Maasarmee bei Beaumont) uach 
Norden ab. So kam es zur Schlacht unb bann zur Waffenstreckung von 
83,000 Franzosen bei Sedan. Napoleon würbe als Gefangener nach Wil¬ 
helmshöhe geschickt; ber Sturz bes Kaiserreichs, bie Einsetzung ber Regierung 
ber nationalen Verteibigung (Jules Favre, Gambetta, Trochu unb anbere) 
war bie unmittelbare Folge. Es war ein herrlicher Tag, als bie Kunbe 
dieses Ereignisses nach Deutschland kam! Man hoffte, freilich vergeblich, nun 
werde der Krieg beendet fein, denn Frankreichs letzte Feldarmee war ver¬ 
nichtet. Doch sollte noch fast ein halbes Jahr hingehen, voll großer Waffen- 
thaten, Entbehrungen, Mühen und Drangsalen auf beiden Seiten, bis die 
Waffen niedergelegt würben. 
Unmittelbar nach bem ruhmvollen Tage von Sedan nahmen bie 
Deutschen ben Vormarsch auf Paris roieber auf, unb schon am 19. Sep¬ 
tember begann die Belagerung von Paris, welche bis zum 28. Januar 
1871 bauerte. 
Der fernere Krieg brehte sich um bie Belagerung von Paris, um bie 
Belagerung unb Eroberung von 26 nnberen größeren unb kleineren 
Festungen unb um bie Versuche ber französischen Regierung, besonders 
Gambettas, immer neue Heere zusammenzubringen unb auszubilben. Die 
beut)che Kriegsleitung mußte bagegen bestrebt fein, biefe Neubitbungen 
thunlichst im Keime zu Hinbern unb zu zerstören; sie mußte ben Heeren, bie 
sich bennoch gebilbet hatten, entgegenziehen unb sie schlagen. Von hervor-
	        
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