Full text: Das Mittelalter, die neuere und die neueste Zeit (Teil 2)

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ragender Bedeutung war die Eroberung von Stratzburg, welches General 
Werder am 27. September zur Ergebung zwang, und besonders die Ein¬ 
nahme des „jungfräulichen" Metz, welches sich einen Monat darauf mit 
173,000 Mann an Prinz Friedrich Karl ergab. Nun konnte zur Sicherung 
der Einschließung von Paris im Norden der Stadt die erste Armee, im 
Süden die zweite bestimmt werden. Von den eroberten Festungen ist 
Belfort hervorzuheben, welches noch am 16. Februar 1871 fiel. 
Auf französischer Seite war Leon Gambetta die Seele des Wider¬ 
standes und der oberste Leiter der militärischen Bewegungen. In einem 
Luftballon war er aus dem belagerten Paris nach Tours entkommen. Von 
dort aus wußte er die Bildung der Loirearmee, der Nordarmee und der 
Ostarmee zu bewerkstelligen. Gegen die Loirearmee wurde zunächst General 
von der Tann entsendet, welcher bis Orleans vordrang und die Stadt be¬ 
setzte. Freilich mußte er vor der Übermacht der Franzosen weichen, aber 
Prinz Friedrich Karl eroberte bald daraus Orleans wieder. Auch Friedrich 
Franz II. von Mecklenburg kämpfte glücklich gegen die Loirearmee unter 
Chanzy. Trotz der großen Schwierigkeiten, welche der harte Winter und 
die Bodenbeschaffenheit dem Vordringen der Deutschen gegen Westen be¬ 
reitete, eilte die zweite Armee unaufhaltsam vorwärts und vernichtete die 
Loirearmee anfangs Januar bei Le Maus. Mittlerweile hatte auch Ge¬ 
neral von Manleuffel der Nordarmee unter Faidherbe zuerst bei Amiens, 
dann an der Hallue und bei Bapaume empfindliche Niederlagen bereitet. 
Schließlich wurde diese Armee am 19. Januar 1871 vom General von Göben 
bei St. Quentin endgültig zurückgeschlagen und fast vernichtet. Nun blieb 
noch die Ostarmee. Mit mehr als 100,000 Mann wendete sich Bourbaki, 
der sie befehligte, gegen General von Werder, welcher mit einem sehr viel 
schwächeren Heere die Belagerung von Belfort schützen sollte. Drei Tage 
lang, vom 15. bis 17. Januar 1871 wußte sich Werder, trotz heftiger Kälte 
mit seinen heldenmütigen Scharen an der Lisaine zu behaupten, so daß der 
Feind abzog. Da ereilte Manteuffel ihn und drängte 80,000 Mann über 
die Schweizer Grenze. 
Wiederholt hatten die in Paris Belagerten währenddessen durch Aus¬ 
fälle den um die Stadt gelegten eisernen Gürtel des deutschen Heeres zu 
sprengen versucht, um den sehnlichst erwarteten Entsatzversuchen der ihrigen 
zu Hilfe zu kommen. Aber alle Versuche scheiterten. Endlich war es den 
Belagerern am Ende des Dezember gelungen, das zur Beschießung not¬ 
wendige schwere Geschütz herbeizuschaffen, und so wurde mit dem Bombarde¬ 
ment der Stadt und ihrer Forts begonnen. Am 19. Januar wurde der 
letzte Ausfall aus Paris zurückgeschlagen. Der Mangel an Lebensmitteln
	        
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