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Schon lange hatten sich die Päpste nach der Befreiung von der lango-
bardischen Nachbarschaft gesehnt. Als nun Hadrian I. des Frankenkönigs
Hilse gegen Desiderius anries, folgte Karl bereitwillig. Desiderius wurde
773 und 74 besiegt, sein Land ein Teil des Frankenreichs. Karl nannte sich
nun: „König der Franken und Langobarden." Die Pippinische Schenkung
wurde bestätigt.
Im Südwesten kämpfte Karl gegen die Sarazenen. Eine maurische
Gesandtschaft rief ihn gegen Abdurrhaman von Kordova zu Hilfe. Die
Franken kamen bis zum Ebro, mußten aber zurückweichen und erlitten große
Verluste (Roland im Thale von Roncesvales). Die spanische Mark wurde
erst am Anfange des neunten Jahrhunderts durch Ludwig den Frommen
von Aquitanien aus gewonnen.
So hatte die Universalmonarchie Karls d. Gr. ihren Umfang vom
Atlantischen Ozean bis zur Elbe (Oder) und Raab oder Theiß, von der
Eider bis zum Garigliano. Karl war das weltliche Oberhaupt der
abendländischen Christenheit, und es war daher nur die Anerkennung des
bestehenden Zustandes, als Papst Leo III. ihn am Weihnachtssest 800
(Anfang des neuen Jahres!) zum Kaiser krönte. Karl galt nicht für ben
Errichtet eines neuen Kaisertums, sondern für den Fortsetzer der alten Im¬
peratoren. Zu Byzanz regierte damals Irene, die aus Herrschsucht den
eigenen Sohn blenden und im Kerker verschmachten ließ. Durch ihre Ver¬
brechen legte diese Frau die Übertragung ihrer Würde auf den großen
Frankenkönig nahe.
Die Verbindung von Staat und Kirche wurde nun noch viel bedeut¬
samer, beiden Teilen notwendiger. Der Papst bedurfte eines starken Schutzes
gegen Byzanz und gegen den römischen Adel. Karl hingegen konnte den
Beistand der Kirche bei seinen großen politischen Zielen nicht entbehren.
Die Kirche sollte das einigende Band um die verschiedenen Völker schlingen,
aus welchen das gewaltige Reich sich zusammensetzte. Daher gründete Karl
eine große Zahl von Bistümern (Münster, Paderborn, Osnabrück,
Bremen, Minden, Hildesheim, Halberstadt u. a.). Doch war der Kaiser
nicht gewillt, der Kirche eine ebenbürtige Macht neben der seinen einzu¬
räumen. Die Bischöfe sollten nur Werkzeuge seiner Absichten sein. Und
wie er in den Kirchenversammlungen selbst den Vorsitz führte, so wollte er
mit voller Autorität über die Kirche herrschen. Auch im Reiche waltete Karl
als Selbstherrscher. Aber den einzelnen Gliedern des Reiches ließ er große
Freiheit; die Verschiedenheit der Stämme wurde nicht ausgehoben.
Die Verwaltung des Reiches wurde in gleichmäßiger Weise geordnet.
Die letzten Stammesherzogtümer waren besiegt, kamen aber unter den