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wurde von Dänemark getrennt und von Preußen und Österreich
gemeinsam verwaltet.
Doch leider führte gerade diese gemeinsame Verwaltung
schon nach 2 Jahren (1866) zu einem Kriege zwischen den beiden
Ländern. Man nennt ihn den deutschen Krieg, weil einige
deutsche Staaten, wie Mecklenburg, Braunschweig, Anhalt, mit
Preußen, andere dagegen, wie Hannover, Nassau, Sachsen und
Baiern, mit Österreich verbündet, am Kriege teilnahmen.
Höchst ruhmvoll für Preußen war der Verlauf des ganzen
Krieges. Die Preußen drangen in Böhmen ein, und nach dem
Hauptsiege bei Königgrätz bedrohten sie sogar die feindliche
Hauptstadt Wien. In dem Frieden erhielt Preußen einen be¬
deutenden Zuwachs an Ländern, nämlich Schleswig-Holstein-
Lauenburg, Nassau, Hannover, Hessen-Kassel und die Stadt
Frankfurt am Main. Mit den norddeutschen Ländern schloß es
den norddeutschen Bund und mit den süddeutschen ein Schutz-
und Trutzbündnis.
Kaum 4 Jahre konnte der alternde König der Ruhe ge¬
nießen. Um Preußen zu verkleinern und Deutschland zu
zersplittern, erklärte Napoleon III. an Preußen im Jahre 1870
den Krieg (s. Nr. 34). Aber vernichtenden Strömen gleich
drangen die deutschen Heere in Frankreich ein. Der König selbst
führte den Oberbefehl und hatte bald „durch Gottes wunderbare
Fügung" die freudige Genugthuung, den Neffen des Mannes,
vor dem er einst mit seinen Eltern hatte fliehen müssen, als
demütigen Gefangenen vor sich zu sehen. Nach dem denkwürdigen
Siege bei Sedan am 2. Sept. 1870 überlieferte der französische
Kaiser Napoleon III. ihm seinen Degen.
Frankreich war für seinen Übermut auf das empfindlichste
gestraft, während Deutschland ruhmvoll und groß aus dem
blutigen Kampfe hervorging. Am 18. Januar 1871 erfüllte
König Wilhelm die Wünsche der deutschen Fürsten und des
deutschen Volkes, indem er die deutsche Kaiserwürde annahm
und die Einigung Deutschlands zu einem deutschen Reiche
wieder herstellte.
Kaiser Wilhelm ist seit dem 11. Juni 1829 vermählt mit
August« Marie Luise, einer Prinzessin von Sachsen-Weimar.
Er hat zwei Kinder: einen Sohn, den Kronprinzen Friedrich
Wilhelm, und eine Tochter, Luise, Gemahlin des Großherzogs
von Baden. Im Winter bewohnt er sein Palais zu Berlin, im
Sommer hält er sich gern in seinem Schlosse zu Babelsberg bei
Potsdam auf. Infolge feiner einfachen Lebensweise ist er selbst
bei seinem hohen Alter noch auffallend rüstig. E^eine strenge
Gerechtigkeit, sein Mut und seine Unerschrockenheit in den