Full text: Für Unterklassen (einjährig) (Kursus 1)

46 
wurde von Dänemark getrennt und von Preußen und Österreich 
gemeinsam verwaltet. 
Doch leider führte gerade diese gemeinsame Verwaltung 
schon nach 2 Jahren (1866) zu einem Kriege zwischen den beiden 
Ländern. Man nennt ihn den deutschen Krieg, weil einige 
deutsche Staaten, wie Mecklenburg, Braunschweig, Anhalt, mit 
Preußen, andere dagegen, wie Hannover, Nassau, Sachsen und 
Baiern, mit Österreich verbündet, am Kriege teilnahmen. 
Höchst ruhmvoll für Preußen war der Verlauf des ganzen 
Krieges. Die Preußen drangen in Böhmen ein, und nach dem 
Hauptsiege bei Königgrätz bedrohten sie sogar die feindliche 
Hauptstadt Wien. In dem Frieden erhielt Preußen einen be¬ 
deutenden Zuwachs an Ländern, nämlich Schleswig-Holstein- 
Lauenburg, Nassau, Hannover, Hessen-Kassel und die Stadt 
Frankfurt am Main. Mit den norddeutschen Ländern schloß es 
den norddeutschen Bund und mit den süddeutschen ein Schutz- 
und Trutzbündnis. 
Kaum 4 Jahre konnte der alternde König der Ruhe ge¬ 
nießen. Um Preußen zu verkleinern und Deutschland zu 
zersplittern, erklärte Napoleon III. an Preußen im Jahre 1870 
den Krieg (s. Nr. 34). Aber vernichtenden Strömen gleich 
drangen die deutschen Heere in Frankreich ein. Der König selbst 
führte den Oberbefehl und hatte bald „durch Gottes wunderbare 
Fügung" die freudige Genugthuung, den Neffen des Mannes, 
vor dem er einst mit seinen Eltern hatte fliehen müssen, als 
demütigen Gefangenen vor sich zu sehen. Nach dem denkwürdigen 
Siege bei Sedan am 2. Sept. 1870 überlieferte der französische 
Kaiser Napoleon III. ihm seinen Degen. 
Frankreich war für seinen Übermut auf das empfindlichste 
gestraft, während Deutschland ruhmvoll und groß aus dem 
blutigen Kampfe hervorging. Am 18. Januar 1871 erfüllte 
König Wilhelm die Wünsche der deutschen Fürsten und des 
deutschen Volkes, indem er die deutsche Kaiserwürde annahm 
und die Einigung Deutschlands zu einem deutschen Reiche 
wieder herstellte. 
Kaiser Wilhelm ist seit dem 11. Juni 1829 vermählt mit 
August« Marie Luise, einer Prinzessin von Sachsen-Weimar. 
Er hat zwei Kinder: einen Sohn, den Kronprinzen Friedrich 
Wilhelm, und eine Tochter, Luise, Gemahlin des Großherzogs 
von Baden. Im Winter bewohnt er sein Palais zu Berlin, im 
Sommer hält er sich gern in seinem Schlosse zu Babelsberg bei 
Potsdam auf. Infolge feiner einfachen Lebensweise ist er selbst 
bei seinem hohen Alter noch auffallend rüstig. E^eine strenge 
Gerechtigkeit, sein Mut und seine Unerschrockenheit in den
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.