Vorgeschichte des Krieges.
35
In derselben Zeit wurde Athen durch herrliche Schöpfungen der
Baukunst und der Bildhauerkunst geschmückt. Damals lebte vor allem
Phibias, an dessen Größe nur sehr wenige Bildhauer der Folgezeit
herangereicht haben. Die Tempel, die auf der Akropolis standen, waren
von den Persern verbrannt worden; jetzt wurden sie in prächtigster Weise
wieder aufgebaut. Wenn man auf der hohen, breiten Treppe, die von
Westen auf die Burg hinaufführte, emporschritt, so erreichte man zuerst
die Propyläen, mächtige Torhallen, die auf Säulen ruhten. Dann
gelangte man an der hochragenden Statue der behelmten und gerüsteten
Athene, die Phidias geschaffen hatte, vorbei zu zwei Athenetempeln.
Rechts stand der Parthenon, rings von 58 dorischen Säulen umgeben,
in seinen Giebeln mit den wundervollsten Statuen, an den Tempelwänden
mit der Reliefdarstellung des Panathenäenzuges von der Hand des Phidias
und seiner Schüler geschmückt; dieser Tempel enthielt das berühmte, aus
Gold und Elfenbein gearbeitete Standbild der Jungfrau Athene, das
ebenfalls Phidias geschaffen hatte unb dessen Seitenstück die erhaben
schöne, ebenfalls goldelfenbeinerne Statue des Zeus in dem Tempel zu
Olympia war. Links erblickte man das Erechtheion; es hatte seinen
Namen von dem athenischen Heros Erechtheus, der dort mit der Athene
zugleich verehrt wurde. Heute stehen jene Bauten halb zerstört, und ihre
schönsten Bildwerke sind ans Athen fortgeführt; aber noch bie Trümmer
sinb schön, unb jene Stätte ist geweiht für alle Zeiten.
Z. Der peloponnesische Jfineg. 431—404.
Vorgeschichte des Krieges.
§ 34. Der Anlaß zum Kriege. Der Friebe, ber im Jahre 446
zwischen ben Athenern itnb Peloponnesiern auf 30 Jahre abgeschlossen
wurde, hat kaum die Hälfte dieser Zeit gedauert. Die Veranlassung zum
Bruch gab eine Fehde, welche zwischen der Stabt Korinth und ihrer
Kolonie Kerkyra ausbrach. Die Athener schickten den Kerkyräern ein
Geschwader von Schiffen zu Hilfe, um auch im westlichen Meere ihre
Stellung zu stärken.
Erbittert wandten sich die Korinther an Sparta mit der Klage,
Athen habe den Frieden gebrochen. Die spartanischen Behörben beriefen
eine B unb es Versammlung; unb hier brachten bie mannigfachen Gegner,
welche Athen hatte, bie heftigsten Beschwerben vor. Trotz ber Warnung
bes Königs Archibamos erklärte bie Versammlung, baß Athen bie
Verträge gebrochen habe. Es tourben mehrmals Gesanbte nach Athen ge¬
schickt; als beren Forderungen abgewiesen würben, beschloß man ben Krieg.