§ 109. Die letzten Zeiten des Weströmischen Reiches 395 — 476. 15T
§ 109.
Die letzten Zeilen des Weströmischen Reiches 395 — 476.
1. Wertn st der außeritalischen Länder 406—450. Seit 401
machte der jugendliche Westgotenkönig Alärich von Jllyrien aus wieder¬
holte Angriffe auf Italien. In dieser Notlage rief der Reichsverweser
Stilicho die am Rheine und in Britannien stehenden Legionen nach
Italien zurück (406). Damit waren aber die äußeren Reichsteile den
Briten, Germanen und Hunnen preisgegeben.
Stilicho wurde 408 ermordet. Darauf gelangte Alarich bis vor Rom und
eroberte die Stadt (410). Nachdem aber der Gotenkönig noch im gleichen Jahre
auf seiner weiteren Heerfahrt durch Unteritalien einen frühen Tod gefunden, zog
sein Volk unter Zustimmung des Kaisers nach Südgallien ab.
Ungefähr zu gleicher Zeit breiteten sich im nördlichen Gallien die Franken,
im östlichen die Burgunder aus, vorerst noch als „Bundesgenossen" der Römer.
Aber auch Spanien wurde alsbald von den Westgoten, Afrika von den Van¬
dalen und Britannien von den Angelsachsen besetzt; die Donauländer
gingen an die Hunnen verloren.
2. Die Knnnenkriege 451—452. Im Jahre 451 unternahm
der Hunnenkönig Attila mit großer Kriegsmacht einen Angriff auf
Gallien, erlitt aber durch den römischen Feldherrn Aetius und dessen
germanische Bundesgenossen eine schwere Niederlage in der denkwürdigen
Schlacht auf den Katalauuischen Feldern 451. Der Rachezug,
den Attila im folgenden Jahre nach Italien ausführte, verlief ohne
größeren Schaden. Hingegen hörte seitdem die römische Vorherrschaft
über die germanischen Stämme in Gallien und Spanien allmählich auf.
3. Werwirrnngen in Italien 453—475. Aetius, als Feldherr
und Staatsmann angesehen, hatte die Reste des allseitig bedrängten
Reiches eine Zeitlang mit starker Hand zusammengehalten; aber er fiel
zuletzt der Eifersucht seines Kaisers Valentinian III. zum Opfer (454).
Im folgenden Jahre wurde dieser selber ermordet. Damit war der
Weg der Gewaltthaten eröffnet, durch welche sich in schneller Folge noch
neun Kaiser den blutbefleckten Thron erwarben.
Maximus, der Mörder Valentinians, fand noch im gleichen Jahre den Tod
durch seine eigenen Leute, während die von der Witwe Valentinians zur Rache
herbeigerufenen Band al en Rom und die Küsten Italiens plünderten (455). Die
weiteren Kaiser standen an Macht und Rang hinter den germanischen Heerführern
zurück, von denen sie eingesetzt und gestürzt wurden. Sie waren nur mehr
schattenhafte Träger ihres Titels.
4. Aas Erlöschen des Kaisertums 476. Seit 475 trug der
jugendliche Romulus Augustulus den kaiserlichen Namen. Da er die