4. Die Kultur der Ägypter.
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Die Kultur der Ägypter.
1. Aas Molk der Ägypter. Die Ägypter sind durch Abzweigung aus
dem semitischen Volke der Babylonier hervorgegangen, aber schon in vor¬
geschichtlicher Zeit in die Nilländer eingewandert. Hier haben sie sich mit
einer zahlreicheren Urbevölkerung hamitischen Stammes völlig vermengt. Sie
waren von Königen regiert, welche den Ehrennamen Pharaonen (d. i.
Söhne des Sonnengottes Ra) führten: nach den Königen bildeten die Priester
den vornehmsten Stand der Bevölkerung.
Die Priester leiteten nicht nur das Religionswesen, sondern waren zugleich
die Ratgeber des Königs und die Richter des Volkes; sie allein beschäftigten sich
auch mit wissenschaftlichen Dingen. Ihnen zunächst kamen die Krieger. Im
übrigen war das Volk nach den von den Eltern überkommenen Lebensberufen
(als Ackerbauern und Hirten, Gewerbetreibende und Handelsleute) geschieden.
Außerhalb der bürgerlichen Klassen standen die Sklaven, gekaufte Neger oder
Kriegsgefangene.
2. Die Wetigion. Die Ägypter waren ein arbeitsames und götter-
fürchtiges Volk. Ihre Lebensweise und Kultur stand unter dem mächtigen
Einfluß der eigentümlichen religiösen Vorstellungen. Als göttliche Wesen
verehrten sie jene Naturkräfte, welche sie um sich segenspendend wirken sahen:
den Sonnengott Ra, für den später der Name Amon üblich wurde, ferner
Ofiris (Serapis), den Gott alles Gedeihens, und seine Gemahlin, die
Erdmutter Isis. Diesen guten Göttern stand als Verkörperung der aus¬
dörrenden Gluthitze der böse Typhon gegenüber, der den Osiris vorüber¬
gehend überwindet, aber selber bald wieder von dem jugendlichen Horus,
dem Gott der erlösenden Nilschwelle, verdrängt wird.
a) Tierdienst. Die Götter wurden sinnbildlichermeise oft in Tier- oder auch
in Menschengestalten mit Tierköpfen dargestellt, die einen mit Löwen-, Stier- oder
Widderköpfen, andere mit Sperber- oder sonstigen Vogelköpfen (vgl. Fig. 2). Viele
Tiere genossen, wahrscheinlich weil man sich ursprünglich die Gottheit in ihnen
wohnend dachte, göttliche Ehren, so der Ibis, das Krokodil, der Hund und die
Katze. Am heiligsten galt der Apis, ein schwarzer Stier mit bestimmten Merk¬
malen, der zu Memphis in einem besonderen Tempel gepflegt und als der sichtbar
gewordene Osiris verehrt wurde (Grabgrotten der Apismumien bei Sakkara unfern
den.Pyramiden).
b) Erhaltung der Leichname. Wie die erstorbene Natur im verborgenen
die Lebenskeime bewahrt, so dauert auch der Mensch nach dem Tode fort. Der
Reinen harrt ein glückseliges Leben in der Unterwelt; die Unreinen müssen eine
lange Wanderung durch viele Tierleiber machen, bis sie zuletzt wieder in den vor¬
maligen menschlichen Leib zurückkehren („Seelenwanderung"). Es war daher eine
Pflicht der Überlebenden, die Leiber der Toten vor Verwesung zu bewahren. Die
Leichname wurden mit harzhaltigen Stoffen zu Mumien einbalsamiert, sorgfältig in
Leinwand gewickelt und in einen Holzsarg gelegt, den oftmals noch ein Stein-