80 Die Staaten Europas.
lands als eine wenig günstige zu bezeichnen; denn drei der Grenzmeere sind
Binnenmeere, und das Nördliche Eismeer hat nur geringe Bedeutung für
den Handel. „Von den 4 Landbrücken aber, welche die Meeresküsten scheiden,
bringt nur die westliche die Küste in unmittelbare Verbindung mit den euro-
penschen Kulturländern."
Der Bodengestalt nach bildet Rußland in der Hauptsache eine ungeheuere
Tiefebene (somatisches Tiesland), deren Einförmigkeit im mittleren Gebiete
durch Bodenschwellen unterbrochen wird.
Der Natnr des Landes nach lassen sich 3 Gebiete unterscheiden:
a. das nordische Rußland, ein uugeheueres Waldgebiet, das in seinem
nördlichsten Teile in die öden Tnndren (Moos- und Flechtensteppen), nach
Westen in die finnische Seenplatte übergeht;
b. das mittlere Rußland mit mächtigen Laubwaldungen und dem
Gebiete der „schwarzen Erde", der Kornkammer des Reiches, welche den
bevölkertsten Teil Rußlands bildet;
c. das südliche Rußland, meist aus Steppen bestehend, in denen be-
deutende Viehzucht betrieben wird. Die Steppe bildet im Winter eine ein-
förmige Schneelandschaft, im Sommer ein kahles Stanbfeld, im Frühling und
Herbst dagegen ein üppiges Grasgefilde.
Bewässerung. Quellenreichtum des Bodens, ausgedehnte Waldungen
und reiche Niederschläge machen Rußlaud zu einem der wasserreichsten Länder
der Erde. Die großen Ströme sind günstig verteilt und meist durch Kanäle
miteinander verbunden.
Die Gesamtlänge der schiffbaren Wasserstraßen beträgt 32 700 km,
wovon über 1300 auf die Kanäle entfallen. Besonders wichtig sind die
großen Kanalnetze, welche Wolga und Newa verbinden.
Die für den Verkehr wichtigsten Ströme sind die Wolga, welche mit
ihren wasserreichen Zuflüssen das großartigste Netz europäischer Flußschiffahrt
bildet, die Dwiua, die Weichsel und die Newa, der Abflnß des Ladoga-
sees, welcher eine große Zahl schiffbarer Gewässer ausnimmt.
Abgeschwächt wird die Bedeutung der russischen Ströme dadurch, daß
sie meist in Binnenmeere münden, und sodauu auch durch die klimatischen
Verhältnisse, welche für die meisten Ströme 4—6 Monate anhaltende, den
Verkehr hemmende Eisbilduugeu verursachen.
Das Klima ist eutsprecheud der bedeutenden Breitenausdehnung des
Landes ein sehr verschiedenes; überall aber tritt der streng kontinentale
Charakter hervor, der sich in dem schroffen Gegensätze zwischen Sommer-
und Wintertemperatur ausprägt.
Die nördliche Zone hat 6—8 Monate lange Winter; das Thermometer
zeigt nicht selten —40° C. Die mittlere Zoue zeigt eiueu regelmäßigen
Wechsel zwischen den 4 Jahreszeiten. Die südliche Zone hat ein angenehmes
Herbst- und Frühjahrsklima; im Winter treten aber furchtbare Schneestürme
;cmf, uud die Sommer sind glühend heiß und regenarm.
Bevölkerung. Die Bewohner gehören zum größteu Teile dem slavi-