§ 6. Das Stromgebiet des Euphrats und Tigris.
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das „Land zwischen den Flüssen"; 3. Babylonien, ehedem Sinear geheißen,
die Tiefebene am Unterlause der Ströme;
b) zwischen Tigris und Indus: 1. Assyrien auf dem linken Ufer
des mittleren Tigris; 2. Elam, das Gebiet ostwärts vom unteren Tigris
(mit der Stadt Susa); 3. Iran, etu weitausgedehntes Hochland mit den
Landschaften Baktrieu, Parthieu, Medien (Hauptstadt Ekbatäua) und Persis
(Hauptstadt Persepölis);
c) im Westen vom Euphrat: 1. Syrien mit den Städten Halep
und Damaskus; 2. Phönicien mit den Seestädten Tyrns und Sidon:
3. Palästina mit der Hauptstadt Jerusalem; 4. Arabien, die Halbinsel zwischen
dem Persischen und dem Arabischen Meere; 5. Kleinasien (mit Cilicien,
Kappadocien, Lydien, Phrygien und anderen Landschaften).
8 7.
Kultur der ßnbijloiiitr und Assyrer.
1. Aetigion. Die Babylonier oder Chaldäer haben sich die Kultur
der Summer angeeignet, jenes Urvolkes, welches vordem die Euphratländer
innegehabt hatte. Von ihueu haben sie auch den Gestirndienst überkommen.
Ihre Hauptgötter waren B e l (oder Baal), der Licht-und Luftgott, und feine
Gemahlin Belit (oder Baaltis), die Göttin der Fruchtbarkeit, feruer Mero-
dach, die Frühlingssonne, und seine Gemahlin Jstar oder Mylitta, die Mond¬
göttin. Indem man noch eine Reihe anderer Natur- und Planetengötter
hinzufügte, begründete man das Zwölfgöttersystem, das in späteren Religionen
regelmäßig wiederkehrt. Das gesamte Religionswesen war der Leitung von
Priestern unterstellt, welche kurzhin Chaldäer genannt wurden.
2. Wissenschaft. Durch forgfältige Beobachtung des Sterueulaufes
bildeten die Chaldäer die Himmelsknnde und die Rechenkunst ans
(Maße und Münzen nach dem vorteilhaften Zwölferfystem). Daneben aber
betrieben sie auch Sterndeuterei und Weissagung in solchem Umfange, daß
Babylonien im ganzen Altertum als die eigentliche Heimat der Wahrfager,
der Traum- und Sterndeuter galt. Ihr hervorragendstes Verdienst ist die
Ausbildung der ältesten Schriftart, der sogenannten Keilschrist.
Die Keilschrift, in keilförmigen Zeichen dargestellt, setzte sich ursprünglich
aus einer großen Zahl von Silben- und Sinnzeichen zusammen, ähnlich wie die
ägyptische Hieroglyphenschrift, hat aber mit der Zeit eine vollständigere Aus¬
bildung bis zur Buchstabenschrift durchgemacht. Sie wurde gleichsam die offizielle
Schriftart des alten Orients und war nicht bloß innerhalb des eigentlichen assyrisch-
babylonischen Gebietes, sondern auch bei andersredenden 38ollsstammen Vorder-
nsiens, wie bei den Armeniern und Persern, in Gebrauch.
3. Waukunst und Ataffik. Die religiösen Bedürfnisse und die Macht-
sülle des Königtums, welche nach einem äußeren Ausdrucke verlangte, förderten
anch die Pflege der Künste, vor allem der Baukunst. Schou in sehr früher