14 § 8. Politische Geschichte der Babylonier und Assyrer.
abwerfen wollten. Aus solchem Anlaß wurde 587 Jerusalem zerstört und das
Volk der Juden großenteils in die „Babylonische Gefangenschaft" weggeführt
(vgl. S. 19).
Nach innen that Nebukadrezar viel für die Wohlfahrt und Sicherheit des
Landes. Neue Kanäle und Hafenbauten förderten Ackerbau und Verkehr; die
zwischen Euphrat und Tigris angelegte „Medische Mauer" sollte das Land vor
feindlichen Überfällen sichern. Namentlich aber wurde die Hauptstadt Babylon zu
neuer Pracht und Stärke ausgebaut. Zu den vorzüglichsten Schöpfungen dieser
Zeit gehörten: ein neuer Königspalast, eine große Euphratbrücke, der Wieder¬
aufbau des aus alter Zeit stammenden Baaltempels (welcher in acht Absätzen pyra¬
midenförmig bis zu einer Höhe von 200 m emporstieg), endlich die berühmten
„Hängenden Gärten". Von all diesen Herrlichkeiten sind nur mehr gestaltlose
Trümmer übrig geblieben.
b) Eroberung des Reiches durch Cyrus 539. Die vier nächsten
Nachfolger des großen Nebukadrezar waren schwache Regenten oder schwel¬
gerische Despoten, unter denen das Reich rasch verfiel. Als letzter König regierte
Nabönid und mit ihm sein Sohn Belscharussur oder Belsazar. Sie verloren
Thron und Reich an Cyrus, den Perserkönig (vgl. S. 22, Abs. 3).
III. Dir Wnickr.
§ 9.
Ho Ui und Kultur kr Phönicier.
1. Das Land Uhönicien und seine Wewohner. Phönicien (d. i. Palmen¬
land) war ein schmaler Küstenstrich westwärts von: Libanon, reich an Früchten
und Metallen. Das kleine Land war dicht bewohnt von einer rührigen Be¬
völkerung, welche eine ansehnliche Zahl von Niederlassungen längs der
Meeresküste begründete. Unter diesen ragten besonders die großen Handels¬
städte Sidon und Tyr ns hervor. Ihrer Herkunft nach gehörten die Phö¬
nicier dem kanaanäisch-hamitischen Stamme an, waren aber durch Zuwan¬
derungen von Osten her semitistert worden. In ihren Religionsanschau¬
ungen bekannten sie sich daher zum assyrisch-babylonischen Gestirndienste.
Neben dem Lichtgott Baal und seiner Gemahlin Baaltis verehrten sie als
verderbliche Gottheiten den ftiergeftaltigen Moloch, die versengende Glut, und
Aftoret oder Ast arte (die Jstar der Babylonier), die bei ihnen vorzüglich als
verheerende Kriegsgöttin aufgefaßt wurde. Vor den ehernen Standbildern der
Götzen wurden unter grausamen Gebräuchen auch Menschenleben, namentlich
Jünglinge und Kinder, geopfert. In späterer Zeit trat an Stelle dieses blutigen
Dienstes der mildere Kultus des Sonnenheros Melkart.