§ 11. Das Volk Gottes und das Heilige Land.
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2. Abrahams Einwanderung. Nach dem Berichte der Bibel war
Abraham, aus Sems Geschlecht, der Stammvater des Volkes. Er zog
um das Jahr 1900 v. Chr. vou Ur (am unteren Euphrat) in das Land
Kanaan, welches schon zu jener Zeit unter babylonischer Oberhoheit stand,
und ließ sich int Thale Hebron (westwärts vom Toten Meere) nieder. Dort
führte er als Herdenbesitzer ein tugendhaftes Leben. Gott schloß darum
mit ihm einen Bund und verhieß ihm und feinem Stamme das Land Kanaan
zu „ewiger Besitzung".
„Hebräer" und „Israeliten". Abraham wurde in der neuen Heimat
„Hebri" d. i. der Jenseitige oder Eingewanderte, seine Nachkommen Hebräer
geheißen. Isaak, sein Sohn, und Jakob, sein Enkel, wurden seine Erben.
Der letztere, der auch den Namen „Israel" d. i. Gottesstreiter trug, wurde Vater
von zwölf Söhnen, auf deren Nachkommenschaft der Name Israeliten überging.
3. Asraek in Ägypten (1700—1260). Von Kanaan wanderten Jakobs
Söhne zur Zeit einer Hungersnot nach Ägypten ein, wo damals die den
Israeliten stammverwandten Hyksos regierten (Erzählung von Joseph und
seinen Brüdern). Ihre Nachkommen wurden in der fruchtbaren Ebene Gosen
(im Norbosten des Landes) angesiedelt und erwuchsen dort im Laufe vou
vierhundert Jahren zu einem zahlreichen Volke.
§ 12.
Dir Sesltznahme von Palästina.
1. Auswanderung aus Ägypten (1260). Unterägypten war inzwischen
wieder an die Könige von Theben gekommen (vgl. S. 8). Ein neuer
Pharao (mutmaßlich Ramses der Große), der „nichts von Joseph wußte",
bedrückte die Israeliten mit schweren Auslagen und Frondiensten. In dieser
Not wurde Moses (aus dem Stamme Levi) zum Retter berufen: er befreite
fein Volk aus der Knechtschaft und führte es nach Kanaan zurück.
2. Moses' Gesetzgebung. Die Wanderung des israelitischen Volkes
ging vorerst vierzig Jahre lang durch die Arabische Wüste. Dort ward ihm
die Gesetzgebung auf Sinai, durch welche der israelitische Gottesstaat
und die sogenannte Mosaische Lehre begründet wurde.
3. Die Kroöerung Kanaans feit 1220. Moses, der noch das Ostjordan-
land erobert hatte, war gestorben, nachdem er das Land der Verheißung von
ferne gesehen. Sein Nachfolger im Heerführeramte wurde Jofua (aus dem
stamme Ephraim), der das feste Jericho überwältigte und das ganze West-
jordanland unterwarf. Das so errungene Gebiet wurde unter die zwölf
Stämme verteilt.
4. Die Zeit der Dichter. Erst durch eine lange Reihe von heldenmütig
geführten Kämpfen sicherten die Richter, wie die gottbegeisterten Führer dieser
Zeit sich nannten, ihrem Volke den dauernden Besitz des gewonnenen Landes,
SBinter, Kurzer Lehrgang der Alten Geschichte. 2