Full text: Lehrbuch der neueren Geschichte

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Dorotheenschanze gegründet wurden. Einige Jahre dar¬ 
auf gelangte auch die Festung Argnim (zwischen dem wechen 
und grünen Vorgebirge) durch Vertrag in brandenbnrgrschen 
Besch. Indessen war durch diese Ersolge die Eifersucht der 
Holländer erregt worden, und die afrikanische Handelsgesell¬ 
schaft konnte deswegen zu keiner rechten Blüte gelangen; nach 
dem Tode Friedrich Wilhelms konnte nur durch namhafte 
Geldunterstützungen Friedrichs III. ihrem gänzlichen Verfall 
noch für einige Zeit vorgebeugt werden. Die überseeischen 
Besitzungen wurden schließlich 1720 an fremde Seemächte ver-1720 
kauft. Immerhin ist ihre Anlage ein Beweis von der Gro߬ 
artigkeit des Strebens des großen Kurfürsten. r 
d) Landesväterliche Sorge Friedrich Wilhelms. 
Friedrich Wilhelm war in jeder Weise darauf bedacht, den 
Wohlstand seines Landes, der durch den dreißigjährigen Kneg 
so schrecklich gelitten, wieder zu mehren. Um den Ackerbau 
zu heben, rief er Ansiedler ans der Schweiz und den Nieder¬ 
landen herbei. Nicht geringeren Eifer widmete er dem Ge¬ 
deihen von Handel und Verkehr, Gewerbe und Fabrikwesen. 
Besonders trug zum Aufschwung des inneren Verkehrs fcne 
Einführung des Postwesens (1650) und die Herstellung des leso 
Friedrich-Wilhelms- ober Müllrose-Kanales zwischen 
Oder und Spree, gebaut 1662—1668, bei. Nach der Auf¬ 
hebung des Ediktes von Nantes im Jahre 1685 (s. Seite 138) 
nahm er an 20 000 ausgewanderte Franzosen (Refugies) in 
seinen Landen auf, welche sich besonders um die Errichtung 
von Fabriken in Seide und Wolle sehr verdient machten (fran¬ 
zösische Kolonieen in Berlin und andern Städten). Eifrig 
sorgte auch der Kurfürst sür das Gedeihen der Künste und 
Wissenschaften (Gründung der kurfürstlichen, jetzt könig¬ 
lichen Bibliothek und des Friedrichs-Werderschen Gymnasiums 
zu Berlin, der Universität zu Duisburg). Überhaupt war 
Friedrich Wilhelm bis an sein Lebensende unermüdlich in der 
Sorgfalt für das Gedeihen und Aufstreben feines Volkes. 
Eifrig dem reformierten Glauben zugethan, war er gleichwohl 
duldsam gegen Andersgläubige und litt auch von anderen in 
seinen Landen keine Unduldsamkeit (Verbot des gegenseitigen 
Verketzerns der reformierten und lutherischen Geistlichkeit, Ver¬ 
suche zu einer Vereinigung beider protestantischer Bekenntnisse). 
Friedrich Wilhelm war zweimal vermählt; seine erste Ge¬ 
mahlin war Luise Henriette von Dramen (f 1667), 
seine zweite Dorothea, verwitwete Herzogin von Braun¬ 
schweig. Er starb den 29sten April 1688 und hinterließ den 1688 
Staat in einer Größe von 112184,5 qkm mit anderthalb 
Millionen Einwohner.
	        
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