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neuen Wurde für feine Stellung als deutscher Reichsfürst keine
neuen Ansprüche herzuleiten. Da die königliche Würde nur
an Friedrichs außerdeutfchen Besitzungen hafteu konnte, so
konnte die Krönung nur in Königsberg stattfinden. Dieselbe
erfolgte den 18ten Januar 1701 mit ungeheurer Pracht, nach-1701
dem den Tag zuvor der schwarze Adlerorden (suum cuique)
gestiftet worden.
c) Kriege und Erwerbungen Friedrichs I. Wie
in den beiden ersten Raubkriegen, so nahm Brandenburg auch
mit dritten gegen Ludwig XIV. teil. Friedrich selbst zeichnete
sich in demselben durch die Eroberung von Rhein bergen,
Kaiserswerth und Bonn aus. Gleichzeitig fochten 6000
Brandenburger mit gegen Ludwigs XIV. Verbündete, die
Türken, und kämpften unter General Barfus tapfer in den
Schlachten^bei Salankemen (1691), Belgrad undZenta
(1697). Über den Anteil der preußischen Truppen bei der
Erhebung Wilhelms III. auf den englischen Thron f. Seite 121
und am spanischen Erbfolgekriege f. Seite 143 ff. Neu hinzu
erwarb Friedrich zu feinen Ländern die Grafschaft Lin gen,
die Grafschaft Mörs und das Fürstentum Neuen bürg mit
Valengin. Die beiden ersteren erbte er als manisches Be¬
sitztum beim Tode Wilhelms von England (von feiner Mutter
her) im Jahre 1702, letzteres zog er 1707 als orattisches Lehen 1702-
ein. In demselben Jahre kaufte er von dem Grafen von
Solms-Braunfels die Grafschaft Tecklenburg.
d) Geistige Bestrebungen. Ein sehr reges geistiges
Streben, vom Hofe geweckt und gefördert, herrschte unter
Friedrich I. in Preußen. Derselbe stiftete 1692 die Universität i692
Halle (1694 vom Kaiser bestätigt), welche durd) Männer
wie Thomasius und August Hermann Franke bald zu hoher
Blüte gelangte. Hierauf erfolgte 1699 die Stiftung der Aka¬
demie der Künste, 1700 die der Societät der Wissenschaften 1700
(nad) dem Platte und durd) den Einfluß des Philosophen
Leibniz und der geistreichen Kurfttrstin Sophie Char¬
lotte.*) Auch den Künsten schenkte Friedrich eine hervor¬
ragende Teilnahme. Er verschönerte Berlin durd) glänzende
Bauten (Dom, Zeughaus, pradstvoller Umbau des Schlosses,
Retterstatue des großen Kurfürsten von Schlüter u. f. w.).
— Friedrich starb den 25 ften Februar 1713 im Alter von i7i3
55 Jahren. Er war von mildem Wesen und offenem Gemüte,
aber ohne Festigkeit des Charakters, so daß er sich zu sehr von
*) Ihr zu Ehren ließ Friedrich zu Lietzow bei Berlin ein Lustschloß —
Charlottenburg — bauen, wo sie im Kreise geistreicher Männer und Frauen
-glänzte.
■1707