Full text: Lehrbuch der neueren Geschichte

170 
Günstlingen leiten ließ (Kolb von Wartenberg). Trotz des- 
großen, an Verschwendung grenzenden Anfwandes des Hofes 
und der deshalb erhöhten Steuern hob sich unter seiner Re¬ 
gierung doch der Volkswohlstand ungemein, so daß bei der 
infolge dessen erhöhten Steuerkraft des Landes seine Regierung 
für seine Unterthanen keine drückende war. Die ungeheuren 
Summen, welche die glänzende Hofhaltung des Königs ver¬ 
schlang, kamen dem Lande vielfach wieder zu gute. Er brachte 
den Staat auf 113 912 qkm mit 1,730 000 Seelen. 
1713 1740 2. König Friedrich Wilhelm I. 1713—1740. Er war 
der Sohn Friedrichs I. aus dessen Ehe mit der Sophie Char¬ 
lotte und 1688 in Berlin geboren. 
a) Staatsverwaltung. Friedrich Wilhelm, welcher 
als Kronprinz wenig hervorgetreten war, ergriff als König 
die Zügel der Regierung mit großer Sicherheit unb Kenntnis 
der Verhältnisse. Ein strenges System Ser Sparsamkeit trat 
sofort ins Leben, alle überflüssigen Beamten wurden entlassen 
und auch Künstler und Gelehrte, welche dem praktischen Sinne 
des Königs als überflüssig erschienen, wurden fortan am Hofe 
nicht mehr geduldet. Indem Friedrich Wilhelm seine Stellung 
als eine ihm von Gott verliehene ansah, verlangte er für feine 
Anordnungen einen unbedingten Gehorsam, den er nicht selten 
mit dem Stocke eigenhändig erzwang; unter ihm ver¬ 
schwanden die letzten Reste ständischer Rechte unb 
Selbstbestimmung. Umgekehrt hielt er es aber auch für 
Gewissenssache, nur das Beste seiner Unterthanen zu fördern, 
so daß er überall die Verwaltung seiner Beamten selbst über¬ 
wachte und auf dieselben die strenge Ordnung und Pünktlich¬ 
keit übertrug, welche ihn in allen Dingen auszeichnete. Um 
in die ganze Verwaltung mehr Einheit und einen geregelten 
1723 Gang zn bringen, setzte er 1723 ein ©eneralbireftorium, 
in ben einzelnen Provinzen aber Kriegs- unb Domänen¬ 
kammer n ein. Die Einnahmen bes Staates suchte Friebrich 
Wilhelm burch erhöhte Ertragsfähigkeit ber königlichen Do¬ 
mänen, Hebung ber Sanbwirtfchaft unb Urbarmachung wüster 
Lanbstrecfen zu erhöhen (Aufnahme ber vom Erzbifchof von 
1732 Firmian 1732 vertriebenen Salzburger Protestanten unb ihre 
Ansieblung in preußisch Sittauen). Nicht weniger sorgte ber 
König für Verbesserung ber Rechtspflege, suchte bie Stäbte 
auf alle mögliche Weife zu heben unb verschönerte feine Haupt- 
stabt Berlin, freilich häufig auf gewaltthätige Weife, inbem er 
reiche Gutsbesitzer unb Kaufleute zwang, sich bafelbft pracht¬ 
volle Paläste zu bauen. 
b) Kirchen- unb Schulwesen. Von aufrichtiger 
Frömmigkeit, war Friebrich Wilhelm für religiöse Zwecke frei--
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.