Full text: Der Weltkrieg 1914/15 in der Volksschule

zerstört werden können. Man forschte nach Spionen. Die vollziehende Gewalt 
ging an die MWärbefehlshaber über. Ihren Anordnungen und Aufträgen 
mußten Zivilverwaltung und Gemeindebehörden folgen. Für gemeingefähr¬ 
liche Verbrecher — Brandstifter, Landesverräter — wurden erhöhte Strafen 
festgesetzt. 
Kriegszustand ist noch nicht Krieg, wie ihr seht. — Hört, was unser herr¬ 
licher Kaiser am 31. Juli vom Fenster seines Schlosses zu dem jubelnden Volke 
sprach. Es sind goldene Worte. 
„Eine schwere Stunde ist heute über Deutschland hereingebrochen. Neider 
überall zwingen uns zu gerechter Verteidigung. Man drückt uns das Schwert 
in die Hand. Ich hoffe, daß, wenn es nicht in letzter Stunde meinen Be¬ 
mühungen gelingt, die Gegner zum Einsehen zu bringen und den Frieden zu 
erhalten, wir das Schwert mit Gottes Segen führen werden, bis wir es mit 
Ehren wieder in die Scheide stecken können. Enorme Opfer an Gut und Blut 
würde ein Krieg vom deutschen Volk erfordern. Den Gegnern aber werden 
wir zeigen, was es heißt, Deutschland anzugreifen. Und nun empfehle ich 
euch Gott. Jetzt geht in die Kirche und kniet nieder vor Gott und bittet ihn um 
Hilfe für unser braves Heer." 
Leider ist es dem Kaiser nicht gelungen, die russische Mobilmachung, die 
sich schon über das ganze Rußland erstreckte, zum Stillstand zu bringen. Da 
erging am 1. August vom Kaiser als dem obersten Kriegsherrn auch für unser 
Land der Mobilmachungsbefehl. Damit war die kriegsbereite Auf¬ 
stellung des Heeres und der Marine angeordnet. Am gleichen Tage wurde 
durch den deutschen Botschafter in Petersburg dem russischen Minister des Aus¬ 
wärtigen die Kriegserklärung überreicht. 
Merke: Nußland hat ohne zwingenden Grund mobil gemacht. Alle 
Friedensvermittelungen unseres Kaisers waren vergebens. Da wurde am 
31. Juli Deutschland in Kriegszustand versetzt, am 1. August der Mobil¬ 
machungsbefehl erlassen und an Rußland der Krieg erklärt. 
Als Niederschrift: Was bedeutet der Kriegszustand und was die 
Mobilmachung? 
Wie kam nun Frankreich hinzu? Ihr wißt, daß es Rußland durch 
ein Bündnis verpflichtet ist. Auf eine Anfrage der deutschen Regierung, wie 
es sich im Falle eines deutsch-russischen Krieges verhalte, gab Frankreich aus¬ 
weichende Antwort. Unterdessen überschritten französische Truppen die deutsche 
Grenze, und französische Flieger kamen nach Baden, Bayern, an den Rhein, 
wo sie Bomben warfen, um unsere Bahnen zu zerstören. Somit hatte Frank¬ 
reich ohne Kriegserklärung die Feindseligkeiten eröffnet. Des Reiches Sicherheit 
verlangte Gegenwehr. Der deutsche Botschafter wurde aus Paris abgerufen. 
Das geschah am 3. August. 
Merke: Frankreich eröffnete die Feindseligkeiten dadurch, daß seine 
Truppen die Grenze überschritten und seine Flieger in den Grenzgebieten und 
am Rheine Bomben warfen.
	        
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