zerstört werden können. Man forschte nach Spionen. Die vollziehende Gewalt
ging an die MWärbefehlshaber über. Ihren Anordnungen und Aufträgen
mußten Zivilverwaltung und Gemeindebehörden folgen. Für gemeingefähr¬
liche Verbrecher — Brandstifter, Landesverräter — wurden erhöhte Strafen
festgesetzt.
Kriegszustand ist noch nicht Krieg, wie ihr seht. — Hört, was unser herr¬
licher Kaiser am 31. Juli vom Fenster seines Schlosses zu dem jubelnden Volke
sprach. Es sind goldene Worte.
„Eine schwere Stunde ist heute über Deutschland hereingebrochen. Neider
überall zwingen uns zu gerechter Verteidigung. Man drückt uns das Schwert
in die Hand. Ich hoffe, daß, wenn es nicht in letzter Stunde meinen Be¬
mühungen gelingt, die Gegner zum Einsehen zu bringen und den Frieden zu
erhalten, wir das Schwert mit Gottes Segen führen werden, bis wir es mit
Ehren wieder in die Scheide stecken können. Enorme Opfer an Gut und Blut
würde ein Krieg vom deutschen Volk erfordern. Den Gegnern aber werden
wir zeigen, was es heißt, Deutschland anzugreifen. Und nun empfehle ich
euch Gott. Jetzt geht in die Kirche und kniet nieder vor Gott und bittet ihn um
Hilfe für unser braves Heer."
Leider ist es dem Kaiser nicht gelungen, die russische Mobilmachung, die
sich schon über das ganze Rußland erstreckte, zum Stillstand zu bringen. Da
erging am 1. August vom Kaiser als dem obersten Kriegsherrn auch für unser
Land der Mobilmachungsbefehl. Damit war die kriegsbereite Auf¬
stellung des Heeres und der Marine angeordnet. Am gleichen Tage wurde
durch den deutschen Botschafter in Petersburg dem russischen Minister des Aus¬
wärtigen die Kriegserklärung überreicht.
Merke: Nußland hat ohne zwingenden Grund mobil gemacht. Alle
Friedensvermittelungen unseres Kaisers waren vergebens. Da wurde am
31. Juli Deutschland in Kriegszustand versetzt, am 1. August der Mobil¬
machungsbefehl erlassen und an Rußland der Krieg erklärt.
Als Niederschrift: Was bedeutet der Kriegszustand und was die
Mobilmachung?
Wie kam nun Frankreich hinzu? Ihr wißt, daß es Rußland durch
ein Bündnis verpflichtet ist. Auf eine Anfrage der deutschen Regierung, wie
es sich im Falle eines deutsch-russischen Krieges verhalte, gab Frankreich aus¬
weichende Antwort. Unterdessen überschritten französische Truppen die deutsche
Grenze, und französische Flieger kamen nach Baden, Bayern, an den Rhein,
wo sie Bomben warfen, um unsere Bahnen zu zerstören. Somit hatte Frank¬
reich ohne Kriegserklärung die Feindseligkeiten eröffnet. Des Reiches Sicherheit
verlangte Gegenwehr. Der deutsche Botschafter wurde aus Paris abgerufen.
Das geschah am 3. August.
Merke: Frankreich eröffnete die Feindseligkeiten dadurch, daß seine
Truppen die Grenze überschritten und seine Flieger in den Grenzgebieten und
am Rheine Bomben warfen.