Full text: Lesebuch für die Oberstufe (Teil 3, [Schülerband])

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A. Lesestücke religiös-sittlichen Inhalts. 
2. Die Hoffnung führt ihm ins Leben ein; 
sie umflaltert den fröhlichen Knaben; 
den Jüngling locket ihr Zauberschein; 
sie wird mit dem Greis nicht hegraben. 
Denn beschließt er im Grabe den müden Lauf — 
noch am Grabe pflanzt er die Hoffnung auf. 
3. Es ist kein leerer, schmeichelnder Wahn, 
erzeugt im Gehirne des Toren — 
im Herzen kündet es laut sich an: 
Zu was Besserm sind wir geboren. 
Und was die innere Stimme spricht, 
das tãuscht die hoffende Seele nicht. 
Friedrich v. Schiller. 
V. Edel sei der Mensch, hilfreit und gut. 
49. Freundschaft. 
Wenn jemand schlecht von deinem Freunde spricht, 
und scheint er noch so ehrlich, glaub' ihm nicht! 
Spricht alle Welt von deinem Freunde schlecht, 
mißtrau' der Welt und gib dem Freunde recht! 
Nur wer so standhaft seine Freunde liebt, 
ist wert, daß ihm der Himmel Freunde gibt. 
Ein Freundesherz ist ein so selt'ner Schatz; 
die ganze Welt beut nicht dafür Ersatz; 
ein Kleinod ist's voll heil'ger Wunderkraft, 
das nur bei festem Glauben Wunder schafft. 
Doch jedes Zweifels Hauch trübt seinen Glanz — 
einmal zerbrochen, wird's nie wieder ganz. 
Drum wird ein solches Kleinod dir beschert, 
o, trübe seinen Glanz nicht; halt es wert! 
Zerbrich es nicht! Betrachte alle Welt 
als einen Ring nur, der dies Kleinod hält, 
dem dieses Kleinod selbst erst Wert verleiht; 
denn wo es fehlt, da ist die Welt entweiht. 
Doch würdest du dem ürmften Vettler gleich, 
bleibt dir ein Freundesherz, so bist du reich 
Und wer den höchsten Königsthron gewann 
und keinen Freund hat, ist ein armer Mann 
Friedrich Bodenstedt.
	        
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