Full text: Prosa für das Seminar (Teil 2, [Schülerband])

III. Deutsche Sprache und Aitteratur. 
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manchen Panzerring, — die Helme stöhnen, erseufzen, sprühen lichte Funken 
unter den Schwerthieben, die Speere sausen, zischen, rasen, tanzen von einem 
Haufen in den anderen; die Schilde klirren, rasseln und springen in die 
Höhe, — alles ist Leben und Bewegung; — wie Wogen des Meeres steigen 
und fallen die Fluten der Angreifer und der Verteidiger, bis endlich auf 
der einen Seite die Streiter die Schilde wenden und ihr Heil in der Flucht 
suchen. 
So ungefähr müssen wir uns der „recken striten“ denken, um uns ein 
richtiges Bild von ihrer „grozen kuonheit“ zu machen. 
Mut, muot, welches jeßt den Gegensatz von Zagheit, Feigheit ausdrückt, 
hat diesen Sinn im Altertum noch nicht; es bezeichnet dort das Innere 
des Menschen, was wir jetzt Gemüt nennen, und nur unter Umständen ge— 
winnt es durch Verbindung mit anderen Wörtern eine Annäherung an seine 
jetzige Bedeutung, z. B. von rehten heldes muot, von riters muote usw. Die 
erste Spur einer Umwandlung findet sich im 13. Jahrhundert, wo muotic mit 
balt S eifrig, schnell zusammengestellt und verbunden wird: muotic unde 
balt. Dieses muotie scheint aber im Mittelalter eine sehr geringe Verbreitung 
gehabt zu haben, und die alte Bedeutung von muot dauert fort bis ins 
16. Jahrhundert; ja sie ist noch jetzt in Zusammensetzungen: Edelmut, Sanft⸗ 
mut usw. erhalten. 
Den Gegensatz zu Mut und mutig bezeichnen feige und zage; ahd. veigi 
ist leidendes Eigenschaftswort zu veigen — töten, vernichten. Der dem Tode 
Geweihte, Verfallene, vom Geschick dazu bestimmt, daß er sterben soll und 
muß, ist nach altem Begriff veige: heil waz guoter degene vor in veige 
gelac: wie viele gute Degen lagen da vor ihnen, dem Tode verfallen. 
Die schimpfliche Bedeutung — mutlos hat das Wort erst im Neuhoch— 
deutschen erhalten. Das deutsche Altertum konnte von Mutlosigkeit und 
memmenhaftem Wesen nur bildlich und scherzhaft reden; es verglich einen 
Mann ohne Mut dem furchtsamen Freunde Lampe, der ahd. zaͤgo Hase), 
fem. zaga (Häsin) hieß; zagehaft ist hasenmäßig, zageheit Hasenherzigkeit. 
— Bange, Bangigkeit besagen dasselbe wie enge, Angst; denn bange ist 
entstanden aus be-angi wie bleiben aus be—-leiben. 
Das Wort Waffe, ahd. wäffon von wab — weben) bedeutet die ge— 
samte Rüstung des Kriegers, den geflochtenen Schild und geflochtenen 
Panzer. Helm (von heln — verbergen) ist die schützende Hülle des Kopfes. 
In ältester Zeit hing der Krieger eine Tierhaut um, so daß die Kopfhaut 
über den Kopf gezogen wurde und Ohren und Hörner hervorragten. Ein— 
zelne Stämme trugen Eberhäupter als Helme, die nach ihrem Glauben im 
Kampfe unsichtbar machten. 
Die Brünne, ahd. prunja (von brinnan — brennen), hat ihren Namen 
von dem Glanz des Metalls, aus dem sie gefertigt wurde. Zwischen Helm 
und Brünne legte man die Halsberge, ursprünglich ein Rüstungsstück zur 
Deckung des Halses; später bezeichnete man mit dem Worte das ritterliche 
Panzerhemd. Harnisch, fr. harnois, wird im 13. Jahrhundert von den höfischen
	        
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