Das europaische Rußland. 
107 
(§219.) Klima und Pflanzendecke. Rußland zeigt scharfe Gegen- 
sätze im Klima: im N taut der in der Tiefe von 1 m stets gefrorene Boden 
im Sommer nur wenige om tief auf; der 8 hat heißere Sommer, als 
selbst Italien; aber mit diesen Sommern wechseln kalte, schneereiche Winter. 
Diese klimatischen Unterschiede bestimmen die Pflanzendecke. Die Tundren 
im N besitzen an höheren Gewächsen nur die Zwergbirke und einige 
Nutzbeeren; sie gehen über in den Waldgürtel, in dem die Linde große 
Strecken einnimmt; mit 60° Br. beginnt der Getreidebau mit Roggen (im 
N) und Weizen (im 8); im Steppengürtel schießen krautartige Gewächse 
(Disteln, Schilf, Wermut :c.) bis zu 3 m Höhe auf. 
(§ 220.) Bevölkerung. Das Kernvolk Rußlands ist slavi- 
schen Stammes. Als im 9. Jahrh. von Asien her die Mongolen in das 
Land einbrachen, riefen die Slaven kriegsmutige Normannen zu Hilfe (Held 
Rurik). Die Fürsten aus Ruriks Stamm erweiterten ihr Reich bis zu 
den südlichen Meeren; deshalb brachten griechisch - katholische Missionäre aus 
Konstantinopel ihnen das Christentum. Um das Jahr 1990 sank mit der 
Teilung des Reichs seine Kraft. Da erwachten an den Grenzen eroberuugs- 
lustige Feinde: die Polen rissen einen Teil des westlichen Gebiets an sich; 
in die Ostseeländer wanderten Deutsche eiu; im 0 drangen Tataren bis 
Kasan vor. Erst seit der Mitte des 12. Jahrh. festigten die russischen Groß- 
sürsten von Moskau aus wieder ihre Herrschast und dehnten diese allmäh- 
lich aus bis zu ihren jetzigen Grenzen. Das Hauptvolk des Reichs sind 
die R u s s e u; sie sind gutmütig aber roh, in den niederen Klassen meist ohne 
Schulbildung, doch geschickt in künstlichen Handarbeiten, mehr in Dörfern 
zerstreut, als in Städten angesiedelt^); sie bekennen sich zur griechisch-katho- 
tischen Kirche. Die Grenzländer sind von einem bunten Völkergemisch be- 
wohnt: in den westlichen Gebieten sitzen Polen, Litauer, Est Heu, Let- 
teu, Liven, Deutsche (in den Ostseeländern); den 0 bewohnen 
Samo jeden, Baschkiren (beide im Ural) und Tataren (um Kasan); 
im 8 liegen die Gebiete der Kosaken und Kalmücken. 
(§ 221.) Politische Einteilung in 69 Gouvernements; die histo- 
rische Einteilung ist folgende: 
1. Die Ostseeprovinz eu längs der Ostseeküste, a) In germa nland zwischen 
dem Ladoga- und Peipussee. St. Pet ersburg wurde im Jahre 1703 von Peter 
d. Gr. mitten zwischen den Sümpfen der Newa angelegt und nach einem regel- 
mäßigen Plane ausgebaut; deshalb sind die Straßen breit und schnurgrade, nach 
dem Sprichwort ist „jedes Haus ein Palast, jeder Palast eine Stadt", so ist 
z. B. der kaiserliche Winterpalast die größte Fürstenwohnung in Europa (668). 
St. Petersburg ist seewärts durch die Seefestung Kronstadt gedeckt, b) Esthland, 
dem finnischen Busen nach 8 anliegend. Hafenstadt ist Reval. e) Livlaud an 
der Ostküste des rigaischen Busens. Riga (?) ist Handelsplatz (103). Dorpat 
besitzt eine deutsche Hochschule, cl) Kurlaud, das Land westlich der Düna. 
Hauptort ist Mitau. 
2. Das Großfürstentum Finnland begreift die finnische Seeenplatte. 
Hauptstadt ist Helsingfors. Die auf 7 Felseniuselu liegende Festung Swea- 
borg ist das nordische Gibraltar (warum?). 
3. Das Zartum Polen, das Kerngebiet des alten Polenreichs, ist durch 
drei Teilungen (1772 — 1795) an Rußlaud gelaugt und seit 1868 den übrigen 
1) In dem Riesenreiche giebt es nur 14 Städte mit mehr als 50 T., darunter 
6 nnt mehr als 100 T. E.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.