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mit der Einführung des Christenthums zugleich deutsche Kultur verbreitete (Anlegung
deutscher Städte, wie Culm, Thorn, Elbing, Königsberg). 1309 wurde der Sitz des
Hochmeisters von Venedig nach Marienburg verlegt und seitdem dehnte der Orden
sein Gebiet mehr und mehr aus. bis die Niederlage bei Tannenberg 1410 gegen
den König von Polen seine Macht brach. .Im Frieden zu Thorn 1466 verlor er
Westpreußen an Polen und musste die polnische Lehnshoheit über Ostpreußen anerkennen.
Der Hochmeister Albrecht von Brandenburg trat 1525 der Reformation bei
und nahm Preußen als erbliches Herzogthum von Polen zu Lehen. Sein Sohn,
der blödsinnige Herzog Albrecht Friedrich (1568—1618), hinterließ das Land seinem
Schwiegersöhne, dem Kurfürsten Johann Sigismund von Brandenburg.
Zweiter Abschnitt.
Vom westfälischen Frieden bis zum Anfange der französischen Revolution
(1648-1789).
§. 27. Ludwig XIV. (1643-1715).
Während Deutschlands Kraft nach dem 30jährigen Kriege völlig gebrochen
war, erhob sich Frankreich zu einer bedeutenden Macht. Nach Ludwigs XIII.
Tode regierte dort dessen öjähriger Sohn Ludwig XIV. Während seiner
Minderjährigkeit leitete ein Italiener, Cardinal Maz arini, welcher der Schüler
und Nachfolger Richelieu's war, die Regierung. (Aufruhr der Pariser,
Krieg der Fronde, Prinz Conds.) Frankreich gewann unter Mazarin außer
den Erwerbungen im 30jährigen Kriege auch einige spanische Besitzungen.
Nach seinem Tode ergriff der 17jährige Ludwig XIV. selbst die Zügel der
Regierung als unumschränkter Selbstherrscher. Er war ein reichbegabter,
aber rühm- und ländergieriger Fürst. Nachdem sein Finanzminister Colberl
durch einsichtsvolle Verwaltung die Einnahmen des Staates vermehrt, und
der Kriegsminister Flotte und Heer gerüstet hatte, begann er seine Raubkriege.
1. Zunächst (1666) erhob er, als sein Schwiegervater der König
Philipp IV. von Spanien gestorben war, ungerechte Ansprüche auf das spani¬
sche Flandern. Allein England, Holland und Schweden zwangen ihn im
Frieden von Aachen (1668) mit nur 12 Grenzstädten fürlieb zu nehmen.
2. Dann begann er 1672 in Verbindung mit England und Schwe¬
den den Krieg mit Holland. Friedrich Wilhelm, der große Kurfürst
von Brandenburg, stand den Holländern bei, konnte aber nur wenig thun,
da der Kaiser keine ernstliche Hilfe leistete. Als jedoch später England aus¬
trat, wurden die Franzosen über den Rhein zurückgedrängt und die Schweden,
durch Ludwig zu einem Einfalle in Brandenburg gereizt, in der Schlacht
bei Fehrbellin 1675 vom großen Kurfürsten vollständig besiegt. Derselbe
gewann dadurch Vorpommern, musste es aber wieder herausgeben, da der Kaiser
die Vergrößerung Preußens fürchtete.
Da auch der kaiserliche Feldherr Montecuculi die Franzosen
am Rhein geschlagen hatte, schloss Ludwig den Frieden zu Nimwegen
1678 und erhielt die Franche Comte und 16 Städte in Flandern und im
Hennegau.