wieder hinein. Wie ein Wunderwerk wurde diese künstliche Uhr
von allen angestaunt.
Im Jahre 800 zog Karl nach Rom, um Leo III. gegen einige
Verruchte, die an das Oberhaupt der Kirche ihre frevelnden Hünde
gelegt hatten, zu beschützen. Die Ruhe ward bald hergestellt, un¬
gestört konnte man jetzt das Weihnachtsfest feiern. Die Anwesenheit
des mächtigen Fürsten erhöhte den Glanz des Festes und zog eine
außerordentliche Menge nach Rom. Römer und Franken drängten
sich am ersten Feiertage in die große Peterskirche, dem Gottesdienste
beizuwohnen und des Heiligen Vaters Segen zu empfangen. Da
trat auch Karl in die Kirche, ging zum Hochaltar und kniete nach
seiner gewöhnlichen frommen Weise an der untern Stufe nieder, um
sein Gebet zn verrichten. Als er hier in tiefer Andacht versunken
ist, stehe da naht sich ihm der Papst in feierlichem Gefolge der
hohen Geistlichkeit mit einer goldenen Krone in der Hand, setzt sie
dem Könige auf das Haupt und falbt ihn zum römischen Kaiser.
Das Volk aber ruft dreimal: „Leben und Sieg Karl dem Großen,
dem von Gott gekrönten, frommen, friedbringenden Kaiser von
Rom!" Sogleich schmettern die Trompeten, helle Musik ertönt in
den tausendfachen Jubel des Volkes, ein zahlreicher Chor stimmt den
Krönungsgesang an. Von nun an blieb der Kaisertitel als Aus¬
zeichnung bei dem Oberhaupte des Deutschen Reiches.
So war Karl zu einer kaum geahnten Macht emporgestiegen.
Sein Kaiserreich erstreckte sich jetzt von den Pyrenäen bis zur Oder,
von der Nord- und Ostsee bis zur Südküste Italiens. Diese ge¬
waltige Masse von Ländern wußte seine Hand ebenso gut zu lenken,
als sie das Schwert zu führen gewohnt war. Aus allen mußten
ihm fortwährend Berichte eingeschickt werden; nach allen Seiten
sandte er Befehle, und diesen wußte er Nachdruck zu verschaffen.
Sein Petschaft war in seinem Schwertknopfe eingegraben. Hatte er
nun einen Befehl an einen widerspenstigen Herzog untersiegelt, so
pflegte er wohl zu sagen: „Hier ist mein Befehl, und hier" — das
Schwert schüttelnd — „der, welcher ihm Gehorsam verschaffen soll." —
Dabei verwandte er auf die Rechtspflege eine ganz besondere Sorg-