Full text: Historisch-politisches ABC-Buch

Proskynesis 
Sitte, daß man sich vor dem Kö¬ 
nige auf die Erde warf und die 
Füße oder Kniee des Herrschers 
oder auch den Boden küßte (kynein 
— küssen). 2. Bei den Griechen 
und Römern warf man der 
Statue der Gottheit die Kußhand 
zu und nannte das Proskynesis 
oder lat. adoraiio (adorare — 
zum Munde führen). In der 
Kaiserzeit fand die persische Sitte 
bei den Römern Eingang und 
wurde dann von dem Kaiser Dio¬ 
kletian (284 — 305) geboten. Zn 
der christlichen Zeit wurde sie 
auch auf die Bilder der Heiligen 
angewandt, was dann zu vielen 
Streitigkeiten über die Bilderver¬ 
ehrung führte. 
Protektor, lat., Schutzherr, 
Schirmer, Titel für die Stellung 
Kromwells in der von ihm ge¬ 
schaffenen englischen Republik (1653 
bis 1658) und Napoleons I. gegen¬ 
über dem Rheinbund (1806 bis 
1813). Das Protektorat be¬ 
ansprucht Frankreich über die 
Christen im Orient,*) Rußland 
über die griechisch-katholischen Süd¬ 
*) Dieser Anspruch, der sich auf 
Abmachungen mit der Türkei und mit 
China (Vertrag von Tientsin 1858) 
stützt, ist infofern unhaltbar, als jeder 
<Ltaat kraft feiner Souveränität (f. d.) 
das Recht hat, feine im Auslande an¬ 
sässigen Angehörigen selbst zu schützen, 
und wird auch neuerdings von der 
französischen Regierung nicht mehr gel¬ 
tend gemacht. Anders ist es mit dem 
Schutzrecht über einzelne kirchliche An¬ 
stalten, wie z. B. das lateinische Pa¬ 
triarchat in Jerusalem, Klöster usw.. 
und dem Schutzrecht über die einge¬ 
borenen Christen, welche beide von 
Frankreich kraft einer langen Über¬ 
lieferung beansprucht werden. 
— Provinz. 149 
slawen (Serben, Bulgaren usw.), 
mehrere europäische Staaten über 
asiatische und afrikanische Gebiete. 
Vgl. Kolonie. 
Protestanten, zunächst die Luthe¬ 
raner seit ihrem Protest gegen den 
Speierer Reichstagsabschied vom 
Z. 1529, wonach der weiteren 
Ausbreitung der Reformation Ein¬ 
halt geboten wurde und der kath. 
Gottesdienst in allen Territorien 
gestattet sein sollte, später alle Evan¬ 
gelischen. 
Protokoll, aus mittellat. proto¬ 
kolliern, griech. protokollon, wel¬ 
ches das den Urkunden vorgeleimte 
Blatt (griech. protos = zuerst, 
vorn, Jcolla — Leim), dann die 
Urkunde selbst bedeutete, die in der 
Regel von den Beteiligten unter¬ 
zeichnete Verhandlung über einen 
Vorgang, eine Beratung u. dergl. 
Provinz, lat., bei den alten 
Römern Amtsbezirk, Wirkungs¬ 
kreis, dann ein unterworfenes Land 
außerhalb Italiens, das von einem 
römischen Statthalter (Prätor, Pro- 
prätor, Prokonsul) verwaltet wurde, 
jetzt größerer Teil eines Staates, 
auch das Land im Gegensatz zur 
Hauptstadt. Provinzialstände, 
die ständische Vertretung einer Pro¬ 
vinz im Provinzialland tag, in 
Preußen 1823 eingerichtet, durch 
die Provinzialordnung von 1875 
neu geregelt. Die Abgeordneten 
werden in den Landkreisen von den 
Kreistagen (s. d.), in den Städten 
gemeinsam von dem Magistrat (s. 
d.) und den Stadtverordneten ge¬ 
wählt. Der Provinziallandtag 
stellt u. a. den Haushaltsetat (Ein¬ 
nahmen und Ausgaben) der Pro¬ 
vinz und die Provinzialsteuern fest.
	        
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